Am Abend des 19. Juni fand bei Lempertz der langerwartete Evening Sale für moderne und zeitgenössische Kunst statt. Auch an diesem Freitag zeigte sich in Köln, dass der Kunstmarkt trotz Krise sehr aktiv ist und Sammler gezielt Spitzenwerke erwerben. Der Kauf erfolgt dabei jedoch deutlich selektiver als noch im Vorjahr, was dazu führt, dass die Nachfrage nach weniger bedeutenden Arbeiten weniger hoch ausfiel und viele Werke ihre Schätzpreise nicht halten konnten. Wir haben die Auktion mitverfolgt und die wichtigsten Kennzahlen und Höhepunkte dieses ereignisreichen Auktionsabends zusammengestellt.
Kennzahlen der Auktion
- Anzahl versteigerte Lots: 101
- Gesamtvolumen der mittleren Schätzwerte: rd. €7,2 Mio.
- Verkauften Lots: 72 (71,3%)
- Nicht verkauft Lots: 29 (28,7%)
- Lots die oberhalb ihrer Schätzung zugeschlagen wurden: 25 (24,8%)
- Lots die nicht oder unterhalb ihrer Schätzung zugeschlagen wurden: 44 (43,6%)
- Gesamtvolumen der Zuschlagspreise: rd. €7,0 Mio.
- Durchschnittlicher Zuschlagspreis der verkauften Lots: rd. €96.600
101 Lose in der Versteigerung
Der 19. Juni sollte ein interessanter Auktionsabend werden, der einige Überraschungen für die Teilnehmer zu bieten hatte. Insgesamt wurden an diesem Freitagabend 101 Kunstwerke aus den Sparten Moderne und Zeitgenössische Kunst versteigert. Die wichtigsten Werke des Abends wurden im Vorfeld der Auktion umfassend beworben und im Zuge der Vorbesichtigung sowohl in Köln als auch in Brüssel ausgestellt. Insgesamt kamen an diesem Auktionsabend 101 Lots aus den Sparten Modere und Zeitgenössische Kunst unter den Hammer. Neben dem Highlight des Abends, einem frühen Stillleben von Lyonel Feininger aus dem Jahr 1911, wurden u.a. auch Arbeiten von Maria Lassnig, Günter Uecker, Heinz Mack, Albert Birkle und Sam Francis versteigert. Auch eine Aktzeichnung des 23-jährigen Pablo Picasso aus dem Jahr 1906, die gegen Ende seiner Rosa Periode entstand, konnte erworben werden.
Die Highlights der Auktion
(Werke mit den höchsten Schätzpreisen)
- Lot 11
Lyonel Feininger, „Stilleben auf blauem Tisch“, 1911
Öl auf Leinwand. 55 x 75 cm
Schätzpreis €400.000 – €600.000
Ergebnis: €560.000
Link - Lot 13
Pablo Picasso, „Deux Femmes Nues Se Tenant“, 1906
Graphitzeichnung, teils gewischt auf festem Bütten mit Wasserzeichen „INGRES“, 63,5 x 46,3 cm
Schätzpreis €400.000 – 500.000
Ergebnis: €325.000
Link - Lot 61
Juan Gris, „Raisins, Carafe et Livre“, 1922
Öl auf Leinwand, doubliert, 38 x 46 cm
Schätzpreis €300.000 – €350.000
Ergebnis: €340.000
Link - Lot 46
August Macke, „Blumenkasten mit Kaktus“, 1912
Öl auf Leinwand, 71,5 x 70,5 cm
Schätzpreis €220.000 – €250.000
Ergebnis: €320.000
Link - Lot 60
Marcel Broodthaers, „Série de neuf Tableaux en Langue Allemande, Die Welt“, 1973
9-teilige Arbeit: je typographisch bedruckte Leinwand, je 80 x 100 cm
Schätzpreis €200.000 – €250.000
Ergebnis: €500.000
Link - Lot 78
Jonas Burgert, „Schliss“, 2012
Öl auf Leinwand, 250 x 350 cm
Schätzpreis €200.000 – €250.000
Ergebnis: nicht verkauft
Link
Von den 101 zum Verkauf stehenden Lots, erhielten 72 einen Zuschlag, was einer Verkaufsquote von 71,3% entspricht. Zwar gab es dabei einige wirklich herausragende Ergebnisse, betrachtet man die Zahlen jedoch genauer, so zeigt sich auch, dass 44 Lots (43,6%) dieser Abendauktion nicht oder nur unterhalb des Schätzpreises verkauft wurden und damit die Erwartungen nicht erfüllten.
Generell war dieser Evening Sale von sehr unterschiedlichen Emotionen geprägt. Während die ersten beiden Lots zunächst hinter den Erwartungen zurückblieben bzw. sich für das Aquarell von Rudolf Schlichter kein Käufer fand, sorgte bereits Lot 3 für die größte Überraschung des Abends. Das Gemälde „Der Bahnwärter“ von Albert Birkle, dessen obere Schätzung bei €100.000 lag, weckte das Interesse gleich mehrerer Bieter. Der Zuschlag für die aus 1927 stammende Arbeit erfolgte beim Höchstgebot von €670.000, womit diese Arbeit einen neuen Auktionsrekord für den Künstler markiert. Zuzüglich €154.000 Aufgeld, die das Auktionshaus für seine Vermittlung berechnet, zahlt der Käufer somit einen stolzen Kaufpreis in Höhe von €824.000.
Das Interesse an den Highlights der Auktion war gemischter Natur. Während die Arbeiten von August Macke und Marcel Broodthaers über ihrem oberen Schätzpreis zugeschlagen wurden, blieben die Zeichnung von Pablo Picasso sowie die Arbeit von Jonas Burgert deutlich hinter den Erwartungen zurück. Für letztere fand sich an diesem Auktionsabend leider kein Bieter, womit das großformatige Gemälde des Berliner Malers unverkauft blieb.
Für eine positive Überraschung sorgte hingegen Lot 38, ein großformatiges Gemälde von Heinz Mack mit dem Titel „Lichtfelder (Chromatische Konstellation)“ von 1992. Geschätzt auf €40.000 bis €50.000 erzielte es ein Höchstgebot von €240.000 und damit knapp 400% über dem oberen Schätzpreis. Inklusive Aufgeld werden hier mindestens €300.000 fällig.
Positiv zu erwähnen ist zudem auch Lot. 69, eine 2-teilige Arbeit der Künstlerin Rosemarie Trockel, welche sich zuvor u.a. im Besitz der Münchner Galerie Sprüth befand. Zugeschlagen wurde das Werk ohne Titel bei €110.000 und damit deutlich oberhalb des ursprünglichen Schätzpreises welcher €20.000 bis €25.000 betrug.
Top Verkäufe der Auktion
(Werke mit den höchsten Zuschlagspreisen)
- Lot 3
Albert Birkle, „Der Bahnwärter“, 1927
Öl auf Pappe, 103 x 71,5
Schätzpreis €80.000 – €100.000
Ergebnis: €670.000
Link - Lot 11
Lyonel Feininger, „Stilleben auf blauem Tisch“, 1911
Öl auf Leinwand. 55 x 75 cm
Schätzpreis €400.000 – €600.000
Ergebnis: €560.000
Link - Lot 60
Marcel Broodthaers, „Série de neuf Tableaux en Langue Allemande, Die Welt“, 1973
9-teilige Arbeit: je typographisch bedruckte Leinwand, je 80 x 100 cm
Schätzpreis €200.000 – €250.000
Ergebnis: €500.000
Link - Lot 61
Juan Gris, „Raisins, Carafe et Livre“, 1922
Öl auf Leinwand, doubliert, 38 x 46 cm
Schätzpreis €300.000 – €350.000
Ergebnis: €340.000
Link - Lot 46
August Macke, „Blumenkasten mit Kaktus“, 1912
Öl auf Leinwand, 71,5 x 70,5 cm
Schätzpreis €220.000 – €250.000
Ergebnis: €320.000
Link
Wie eingangs erwähnt gab es jedoch auch an diesem Abend 44 Kunstwerke (43,6%), welche die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllten. Annähernd jedes zweite Lot wurde nicht oder nur unterhalb seines Schätzpreises veräußert. Die beiden schwergewichtigsten Enttäuschungen des Abends waren, wie weiter oben bereits erwähnt, die Arbeiten von Pablo Picasso und Jonas Burgert, die ihre Schätzpreise nicht erreichen konnten bzw. unverkauft blieben. Doch auch für die Zeichnung „Danseuse rajustant sa coiffure“ von Edgar Degas (Lot 14), das Ölgemälde „Dahlien“ von Alexej von Jawlensky (Lot 54) oder den C-Print von Andreas Gursky mit Titel „Heidelberg Ost“ (Lot 33) fanden sich keine Interessenten, womit die Arbeiten unverkauft blieben und wohl nur mit deutlichem Wertverlust später zu veräußern sind.
Generell hinterlässt der Abend auf uns ein gemischtes Bild. Einerseits konnten zwar einige Spitzenergebnisse erzielt werden, andererseits erhielten 29 der versteigerten Kunstwerke keinen Zuschlag, was einer Durchfallquote von rund 30% entspricht. Mit der Auktion bestätigt sich für uns die aktuelle Stimmung am Kunstmarkt. Trotz Krise sind Spitzenwerke sehr gefragt und schlagen Käufer hier gezielt zu, um bestehende Lücken ihrer Sammlungen zu füllen oder das ein oder andere Schnäppchen zu ergattern. Gerade das mittlere Segment des Marktes steht jedoch unter Druck und hat mit Sammlern zu kämpfen, die ihre Käufe aktuell verschieben und auf bessere Gelegenheiten warten.
Anmerkungen
Die Analyse wurde nach bestem Wissen und Gewissen erstellt und beruht auf den uns zum Zeitpunkt der Erstellung zur Verfügung stehenden Daten. Bei den angegebenen Preisen beziehen wir uns auf die Schätz- und Zuschlagspreise, da sich diese am besten für Vergleiche eignen. Allgemeine Informationen zur Zusammensetzung von Auktionskosten finden Sie hier. Für Rückfragen und Anmerkungen stehen wir gern zur Verfügung.
Titelbild: Philip Scalia / Alamy Stock Foto