Expressionismus

Der Expressionismus ist eine Kunstrichtung, die sich zwischen 1905 und 1925 in Europa entwickelte und deren Vertreter danach strebten, ihre Gefühle, Erlebnisse und Ängste für den Betrachter spürbar zum Ausdruck zu bringen. Im diesem Beitrag gehen wir näher auf die Entstehung und Bedeutung des Expressionismus ein, stellen die wichtigsten Expressionisten vor und befassen uns mit den Merkmalen expressionistischer Kunst. Abschließend widmen wir uns dem Markt für Gemälde und Zeichnungen des Expressionismus.

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Entstehung des Expressionismus

Wie eingangs erwähnt, handelt es sich beim Expressionismus um eine Kunstrichtung, die sich Anfang des 20. Jahrhunderts in Europa entwickelte. In ihren Arbeiten brechen die Expressionisten, wie bereits die Impressionisten vor ihnen, mit den inhaltlichen und stilistischen Konventionen der Kunst der damaligen Zeit. Anders als die Künstler des Impressionismus jedoch, die in ihren Werken nur einen flüchtigen Moment festhielten, streben die Expressionisten danach, tiefer zu blicken, den seelischen Zustand und die Sehnsüchte des Künstlers zum Ausdruck zu bringen und den Betrachter damit emotional anzusprechen. Obwohl sich expressionistische Strömungen und Ideen zu Beginn des 20. Jahrhunderts über den gesamten europäischen Kontinent ausbreiteten, wird der Begriff „Expressionismus“ doch häufig spezifisch für die moderne Kunst in Deutschland verwendet.

Ende des 19. Jahrhunderts ist die Gesellschaft im wilhelminischen Reich mit großen Veränderungen konfrontiert. Durch die fortschreitende Industrialisierung kommt es zu einem gesellschaftlichen Strukturwandel, der viele Menschen dazu veranlasst, die ländlichen Regionen zu verlassen und ihr Glück in den industriellen Großstädten zu suchen. Die sich damit verstärkenden sozialen Konflikte, die zunehmende Vereinsamung der Menschen in der Stadt sowie die Entfremdung von Natur und Spiritualität trugen entscheidend zur Entstehung des deutschen Expressionismus bei.

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Das Hauptanliegen der Expressionisten findet sich in ihrer tiefen Überzeugung der Notwendigkeit eines revolutionären Umsturzes bestehender Verhältnisse, der über die Neubewertung des ästhetischen Schönheitsideals hinausgeht. Ihre Ablehnung bestehender Strukturen der Kunst, des Impressionismus und der akademischen Malerei, führt die Expressionisten zur Suche nach neuen Ausdrucksmitteln und Vorbildern. Diese finden sie nicht nur in der naiven Volkskunst und den Holzschnitten von Albrecht Dürer, sondern ebenso im Fauvismus von Henri Matisse. Zu den wichtigsten Wegbereitern des Expressionismus zählen darüber hinaus Paul Gauguin, Vincent Van Gogh und Edvard Munch.

Edvard Munch, Der Schrei (1910) (Foto: Google Art Project via Wikimedia Commons)

Paul Gauguin, inspiriert die Expressionisten mit den einfachen und flächigen Formen seiner imaginären Südseeszenen. Van Gogh und Munch hingegen begaben sich mit ihrer Malerei auf eine Suche nach emotionaler Wahrheit. Sie wandten ihren Blick dabei nach innen und entdeckten eine neue Form des individuellen Ausdrucks. So wird Farbe bei Van Gogh zu einem zentralen Instrument, um nicht die Realität, sondern die persönlichen Gefühle des Künstlers auszudrücken. Mehr noch fasziniert die expressionistische Avantgarde Edvard Munchs „Der Schrei“. Durch die verzerrten Formen und übertriebenen Farben erzeugt Munch beim Betrachter ein Gefühl von Angst und Entfremdung. Aufgrund dieses ergreifenden Ausdrucks gilt „Der Schrei“ auch als eines der Schlüsselwerke für die Entstehung des deutschen Expressionismus, der maßgeblich von der Arbeit zweier Künstlergruppen „Die Brücke“ und „Der Blaue Reiter“ geprägt wurde.

Die Brücke

Gegründet wurde die Künstlergruppe „Die Brücke“ 1905 von den vier Dresdner Architekturstudenten Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel, Fritz Bleyl und Karl Schmidt-Rottluff. Später stießen weitere Künstler wie Emil Nolde, Max Pechstein und Kees van Dongen hinzu. Wie die Fauvisten in Frankreich, so lehnten auch die Brücke-Künstler die akademische Malerei ab, deren konservative, ästhetische Vorstellungen sie für nicht mehr zeitgemäß erachteten. Viele ihrer Arbeiten befassen sich mit gesellschaftlichen und sozialen Themen und bringen auf künstlerischem Weg Kritik gegenüber Kapitalismus und Militarismus zum Ausdruck. Zudem streben die Künstler in revolutionärer Weise danach, mit den Mitteln der Malerei menschliche Gefühlszustände, Ängste und Sehnsüchte auszudrücken und diese zu vermitteln. Ihre Bilder thematisieren dabei häufig Szenen aus dem Stadtleben, Menschen in Bewegung und beim Tanz, Aktdarstellungen in der freien Natur aber auch Landschaften und Portraits. Die Werke zeigen eine wilde, expressive Kraft, die sich nicht nur in leuchtenden Farbpaletten, verzerrten Formen und der schonungslosen Ästhetik äußert, sondern ebenso in den ausdrucksstarken, zweifarbigen Holzschnitten jener Zeit.

Ernst Ludwig Krichner, Ausstellungsplakat (1910) (AA.VV., Historia del Arte via Wikimedia Commons)

Der Blaue Reiter

Beim Blauen Reiter handelte es sich weniger um eine klassische Künstlergruppe, wie die zuvor genannte „Die Brücke“ in Dresden. Vielmehr ist Der Blaue Reiter eine Bezeichnung für die Interessens- und Arbeitsgemeinschaft, die von Wassily Kandinsky und Franz Marc ins Leben gerufen wurde und zwischen 1911 und 1914 in München bestand. Gemeinsam arbeiteten sie am Almanach „Der Blaue Reiter“, der zu einem der wichtigsten Manifeste für die Entwicklung der modernen Kunst in Europa werden sollte. Zudem organisierten sie zwei Ausstellungen, zu denen auch Künstler wie August Macke, Gabriele Münter, Alfred Kubin und Paul Klee eingeladen wurden. Auch hier bestand ein Ziel der Gruppe darin, mit der akademischen Malereitradition zu brechen und die Erschaffung neuer Ausdrucksformen der Kunst zu fördern.

Wassily Kandinsky, Komposition VIII (1923) (Foto: ibiblio.org via Wikimedia Commons)

Künstler der Brücke und des Blauen Reiters teilten gemeinsame Ansichten und Ziele. Sie sahen ihre Arbeit als Antwort auf die traditionelle akademische Kunst sowie eine weit verbreitete Besorgnis über den zunehmenden Wandel der Gesellschaft. Während sich die Mitglieder der Brücke jedoch eher an gesellschaftlichen und politischen Themen orientierten, maßen die Künstler des Blauen Reiter dem Spirituellen und Geistigen einen höheren Stellenwert bei und befassten sich zudem mit Fragen zu Kunsttheorie und Stil.

Expressionismus in Österreich

Anders als in Deutschland ist die Entstehung des Expressionismus in Österreich stark mit den gesellschaftlichen und kulturellen Besonderheiten der k.u.k. Monarchie verbunden. Der Bruch mit der Tradition vollzieht sich hier weit weniger radikal als im Nachbarland. Beeinflusst durch Kapitalismus und Industrialisierung kam es auch in Österreich zu einer gesellschaftlichen Entfremdung. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse insbesondere im Bereich der Psychologie führten zudem dazu, dass das traditionelle Wertesystem zusehends hinterfragt wurde. Der Expressionismus in Österreich, mit seinen Vertretern wie Egon Schiele, Oskar Kokoschka und Richard Gerstl, ist daher vielmehr als eine künstlerische Weiterentwicklung zu verstehen, die mit der Suche nach Identität in Verbindung steht und sich insbesondere in den vielen Körper- und Portraitdarstellung jener Zeit ausdrückt.

Egon Schiele, Sitzender männlicher Akt (1910) (The Yorck Project via Wikimedia Commons)

Die wichtigsten Künstler des Expressionismus

  • Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938)
  • Wassily Kandinsky (1866-1944)
  • Franz Marc (1880-1916)
  • Gabriele Münter (1877-1962)
  • Max Beckmann (1884-1950)
  • Emil Nolde (1867-1956)
  • Erich Heckel (1883-1970)
  • Karl Schmidt-Rottluff (1884-1976)
  • Egon Schiele (1890-1918)
  • Oskar Kokoschka (1886-1980)
  • Cuno Amiet (1868-1961)

Merkmale expressionistischer Werke

Da der Begriff Expressionismus weniger einen konkreten Stil als vielmehr eine innere Einstellung der Künstler beschreibt, ist es schwer, konkrete Kriterien zu dessen Abgrenzung zu benennen. Die Positionen und Motive der einzelnen Vertreter unterscheiden sich teils sehr deutlich voneinander. Häufige Bildmotive waren neben Tieren und Landschaften auch Stadtszenen, Selbstportraits oder Menschen in Bewegung. Gerade in Österreich befassten sich die Künstler zudem auch mit Themen wie Leben, Tod und Vergänglichkeit, die beim Betrachter häufig eine emotionale Reaktion hervorrufen. Zu den wichtigsten Ausdrucksformen des Expressionismus zählt neben Zeichnung und Malerei auch der Holzschnitt. Insbesondere die Vertreter der Brücke schätzten diese traditionelle Technik, die aus ihrer Sicht eine neue und unmittelbare Natürlichkeit in der Kunst symbolisierte.

Was die Expressionisten in all ihrer Verschiedenheit jedoch verbindet, ist ihre Suche nach einer individuellen Ausdrucksform. So unterschiedlich ihre Themen und Techniken auch waren, so strebten sie doch gemeinsam danach, ihren Emotionen über die Kunst Ausdruck zu verleihen und darzustellen, wie sich die Welt für sie anfühlt. Nur selten folgen sie dabei klassischen Kompositionskriterien, sondern ließen sich stattdessen von ihrer Spontanität und Intuition leiten.

Karl Schmidt-Rottluff, Roter Turm im Park (1910-12) (Foto: Städel Museum Frankfurt)

Eines der zentralen Merkmale des Expressionismus ist daher auch der freie Umgang mit Farben und Formen, der viele expressionistische Werke auszeichnet. Kirchner, Kandinsky und Co. verwenden häufig leuchtende und auffällige Kolorierungen, durch die sie ihren Werken nicht nur Ausdruck verleihen, sondern auch Einblicke in ihre Psyche gewähren. Verstärkt wird die emotionale Wirkung durch einfache, kantige und verzerrte Formen, die die Farbkontraste unterstreichen und so eine zusätzliche Spannung entstehen lassen. Der Pinselduktus wirkt oftmals wild und energisch, wodurch die Werke beim Betrachter den Eindruck von Unmittelbarkeit erzeugen.

Franz Marc, Blaues Pferd I (1911) (Foto: Städtische Galerie im Lenbachhaus via Wikipedia CC Lizenz)

Welcher Einfluss ging vom Expressionismus aus?

Obwohl der Expressionismus nur von kurzer Dauer war und seine Popularität in Deutschland bereits um 1920 wieder nachließ, gingen von ihm wichtige Impulse für die Entwicklung der Kunstwelt aus. Anfang der 1960er Jahren entwickelte sich in Deutschland der Neo-Expressionismus, der einige der zentralen Gedanken des Expressionismus rezipierte und die Rückkehr zu einer persönlichen und symbolischen Bildsprache fordert. Mitte der 1960er Jahre treten die Wiener Aktionisten mit ihren radikalen Aktionen in die Fußstapfen der österreichischen Expressionisten und empören mit ihren gesellschaftskritischen Performances die konservative Öffentlichkeit.

Doch die expressionistischen Ideen hatten auch einen tiefgreifenden Einfluss auf die zeitgenössische Kunst. Wie bereits erwähnt, handelt es sich beim Expressionismus mehr um eine innere Einstellung, als um einen konkreten Stil. So befassten sich die Expressionisten auch mit anderen Stilen wie dem Kubismus, Futurismus oder dem Surrealismus. Wassily Kandinsky führte sein Weg in die abstrakte Malerei. George Grosz und Otto Dix entwickelten hingegen eine sozialkritische Mischung aus Expressionismus und Realismus, die später als Neue Sachlichkeit bekannt wurde.

Auch auf der anderen Seite des Atlantik sollten sich die Ideen des Expressionismus ebenso verbreiten, zunächst in Form des Amerikanischen Figurativen Expressionismus in Boston, sowie ab Mitte der 1940er Jahre in Form des Abstrakten Expressionismus in New York.

Der Markt für Werke des Expressionismus

Verglichen mit anderen Stilrichtungen, ist der Markt für Werke des Expressionismus eher regional geprägt und konzentriert sich ein Großteil der Verkäufe auf den deutschsprachigen Raum. Meisterwerke bekannter Künstler sind jedoch auch international gefragt und erfreuen sich bei Kunstkennern außerhalb des D-A-CH Raumes großer Beliebtheit. So befinden sich einige bedeutende Sammlungen expressionistischer Kunst in den USA und auch asiatische Sammler haben zuletzt Interesse am Expressionismus gezeigt.

Entsprechende Highlights bekannter Expressionisten werden nur von einer kleinen Gruppe, international gut vernetzter Galerien und Auktionshäusern gehandelt. Diese verfügen nicht nur über die nötige Erfahrung und Kenntnis des künstlerischen Oeuvres, sondern pflegen auch persönlichen Kontakt zu potenziellen Käufern und Verkäufern. Im unteren Preissegment hingegen finden sich zahlreiche Anbieter, die meist eine regionale Käuferschaft bedienen und sich beispielsweise mit Druckgrafiken oder Werken weniger bekannter Expressionisten befassen.

Erich Heckel, Langer Kanal (1915) (Foto: Städel Museum Frankfurt)

Für interessierte Käufer empfiehlt es sich generell das Angebot am Markt bzw. das Objekt der Begierde sorgfältig zu prüfen. Achten sollte man bei höherpreisigen Werken u.a. auf eine umfassende Dokumentation der Provenienz sowie natürlich Echtheitsbestätigung bzw. die Eintragung im Werkverzeichnis. Auch interessierte Verkäufer sollten die verschiedenen Vermittler, egal ob Auktionshaus oder Händler, genau unter die Lupe nehmen und deren Angebote miteinander vergleichen. Nicht jeder Anbieter verfügt über die nötige Erfahrung und ist damit geeignet, das Kunstwerk zum bestmöglichen Preis zu veräußern.

Rekordpreise

Anders als beispielsweise beim Impressionismus, kommen expressionistische Gemälde deutlich seltener auf den Markt. Viele der Expressionisten arbeiteten bevorzugt auf Papier. Sie nutzen das vergleichsweise günstige Medium, um ungezwungen mit Form und Ausdruck zu experimentieren. Mit einem Anteil von rund 80% sind daher Arbeiten auf Papier, d.h. insbesondere Zeichnungen und Aquarelle, deutlich häufiger am Markt zu finden als Gemälde.

5 teuerste expressionistische Gemälde

Den Höchstpreis für expressionistische Gemälde markiert aktuell „Hölle der Vögel“ von Max Beckmann. Das Werk entstand zwischen 1937 und 1938 während seiner Zeit im Exil. Beckmann liefert damit eine Allegorie auf den deutschen Nationalsozialismus und dessen Opfer. Das Werkt gilt als „universelles Symbol der Menschheit“ wurde 2017 für 32 Mio. GBP (rund 36,4 Mio. EUR) an den Höchstbieter zugeschlagen. Zuzüglich der Auktionsgebühren zahlte der erfolgreiche Käufer einen Kaufpreis von über 41 Mio. EUR. Neben Gemälden von Beckmann sind es auch marktfrische Spitzenwerke von Kandinsky, Kirchner, Schiele und Franz Marc, für die private Sammler und Museen weltweit Spitzenpreise zahlen.

KünstlerWerkZuschlagspreis
Max BeckmannHölle der Vögel (1937-38)36,4 Mio. EUR
Wassily KandinskyBild mit weissen Linien (1913) 33,3 Mio. EUR
Ernst Ludwig KirchnerBerliner Straßenszene (1913) 26,6 Mio. EUR
Egon SchieleHäuser mit bunter Wäsche (1914)24,8 Mio. EUR
Max BeckmannSelbstbildnis mit Horn (1938)22,9 Mio. EUR

5 teuerste expressionistische Zeichnungen und Aquarelle

Das Interesse an Zeichnungen und anderen expressionistischen Arbeiten auf Papier ist in den letzten Jahren stetig gestiegen. Entsprechend wurden auch zahlreiche neue Verkaufsrekorde erzielt. Die Liste wird aktuell angeführt von Franz Marcs „Drei Pferde“. Die 1912 entstandene Gouache auf Karton wurde 2018 im Vorfeld der Auktion auf 2,5 bis 3,5 Mio. GBP geschätzt, erzielte in der Auktion jedoch ein beachtliches Höchstgebot von 13,5 Mio. GBP (15,3 Mio. EUR). Inklusive Aufgeld entspricht dies umgerechnet einem Verkaufspreis von rd. 17,5 Mio. EUR. Nach der Auktion wurde bekannt, dass es sich beim Höchstbieter um den amerikanischen Kunsthändler Jeffrey Loria handelte, der das Werk zunächst für seine private Sammlung erwarb.

KünstlerWerkZuschlagspreis
Franz MarcDrei Pferde (1912)15,3 Mio. EUR
Egon SchieleLiebespaar (Selbstdarstellung mit Wally) (1914/15) 8,0 Mio. EUR
Egon SchieleKniender Halbakt nach links gebeugt (1917)7,8 Mio. EUR
Egon SchieleSelbstbildnis mit kariertem Hemd (1917)6,9 Mio. EUR
Egon SchieleKniender Weiblicher Halbakt (1917)5,4 Mio. EUR

Neben dieser Arbeit von Franz Marc finden sich unter den Top 5 Arbeiten auf Papier gleich vier Werke des österreichischen Künstlers Egon Schiele. Seine ausdrucksstarken Zeichnungen und Aquarelle geben einen tiefen Einblick in die Psyche des Künstlers und sind seit Jahren auf dem internationalen Kunstmarkt gefragt.

Preisentwicklung

Verglichen mit anderen Expressionisten, stehen Arbeiten von Franz Marc nur selten zum Verkauf, haben jedoch in den vergangenen Jahrzehnten teils deutlich an Wert gewonnen. So wurde das Gemälde „Der Wasserfall“ von 1912 im Jahr 1999 für 7,1 Mio. EUR an den Höchstbieter zugeschlagen. Acht Jahre später stand die großformatige Arbeit erneut zum Verkauf und erzielte einen Zuschlagspreis von 12,4 Mio. EUR, was einer Wertsteigerung von knapp 75 Prozent und einer jährlichen Verzinsung von rund 7,2 Prozent entspricht.

Ernst Ludwig Kircher, Die Stadt (1913) (Foto: MoMA New York via Wikimedia Commons)

Abhängig von Künstler und Werk gibt es jedoch teils erhebliche Unterschiede in der Preisentwicklung. Generell sind ein steigendes Qualitäts- und Preisbewusstsein zu erkennen. Während die Spitzenwerke seit der Jahrtausendwende häufig signifikante Wertsteigerungen verzeichneten, haben sich die Preise im mittleren und unteren Segment zum Teil sogar negativ entwickelt. So kommt es immer wieder auch vor, dass durchschnittliche Werke bekannter Künstler durch die Auktion fallen. Passiert dies in London oder New York, finden sich die Werke dann häufig in deutschen Auktionshäusern, mit einem deutlich niedrigeren Rufpreis wieder.

Verkaufs- und Durchfallquoten in Auktionen

Wir haben über 15.000 Auktionsergebnisse für expressionistische Gemälde und Arbeiten auf Papier analysiert und dabei festgestellt, dass die durchschnittliche Verkaufsquote bei rund 72 Prozent liegt. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass ungefähr jedes vierte expressionistische Kunstwerk in der Auktion keinen Zuschlag erhält, unverkauft bleibt und damit deutlich an Wert verliert. Bei Arbeiten auf Papier liegt die Durchfallquote mit 28,6 Prozent leicht höher, bei Gemälden mit 27,6 Prozent leicht unter dem Durchschnitt.

Einer der teuersten Misserfolge der jüngsten Zeit war das Gemälde „Herbstlandschaft“ von Wassily Kandinsky aus dem Jahr 1911. Geschätzt auf 20 bis 25 Mio. USD fand sich 2013 in New York leider kein Interessent, der bereit war, den geforderten Mindestpreis zu bieten. Ein Jahr später wurde es bei einem europäischen Auktionshaus erneut angeboten, jedoch mit einer deutlich niedrigeren Schätzung. Dabei erzielte es einen Zuschlagspreis von lediglich 6,1 Mio. EUR und wechselte letztlich doch noch den Besitzer.

Wassily Kandinsky, Herbstlandschaft (1913) (Foto: Sothebys via Wikimedia Commons)

Fazit Kunstmarkt

Trotz der zahlreichen Auktionsrekorde findet ein großer Teil der Verkäufe expressionistischer Kunst diskret und unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Spezialisierte Händler und Berater pflegen engen Kontakt zu einschlägigen Sammlungen und kennen die Interessen ihrer internationalen Käufer sehr gut. Sie suchen gezielt am Markt nach marktfrischen Objekten, vermitteln diese im Rahmen von Private Sales oder kaufen unterbewertete Arbeiten selbst in Auktionen zu.

Für interessierte Käufer empfiehlt es sich, das Angebot am Markt sorgfältig zu prüfen. Da viele Arbeiten während des Nationalsozialismus konfisziert wurden, gilt es beim Kauf auf eine detaillierte Dokumentation der Provenienz zu achten. Auch Verkäufer sollten die Angebote der jeweiligen Vermittler vergleichen und sich über aktuelle Referenzen informieren, damit der Wert des Kunstwerkes geschützt und ein bestmögliches Verkaufsergebnis erzielt werden kann.

Quellen
Phillips, S. (2015): Moderne Kunst verstehen. Vom Impressionismus ins 21. Jahrhundert. Seemann Verlag, Leipzig.
Farthing, S. (2017): Kunst. Die ganze Geschichte. DuMont Buchverlag, Köln.

https://bit.ly/2Zp8Ix9
http://cle.ens-lyon.fr/allemand/arts/peinture-et-sculpture/expressionistische-malerei-und-gesellschaft
h
ttp://www.sikart.ch/content.aspx?sid=14644638
https:/
/artinwords.de/expressionismus/
https://de.w
ikipedia.org/wiki/Neoexpressionismus
https://mymode
rnmet.com/what-is-expressionism/
https://www.faz.net/ak
tuell/feuilleton/kunstmarkt/rekordverkauf-bei-christie-s-drei-pferde-von-franz-marc-15654098.html
https://www.kunst-zeiten.de/E
xpressionismus-Allgemein
https://www.kunst-zeiten.de/Expressi
onismus-Zeitgeschehen
https://www.seilnacht.com/Lexikon/Express.htm


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