Werkverzeichnis

Ein Werkverzeichnis, auch Catalogue Raisonné oder Œuvre-Katalog genannt, ist eine umfassende und kommentierte Auflistung sämtlicher Kunstwerke eines bildenden Künstlers, die nach wissenschaftlichen Standards erstellt wird.

Online Werkverzeichnis von Egon Schiele

Neben der Abbildung des Kunstwerkes umfassen die Angaben des Werkverzeichnisses in der Regel:

  • Titel
  • Datierung
  • Material und Technik
  • Maße
  • Signatur
  • Provenienz

Zudem werden häufig auch die Ausstellungshistorie, Erwähnungen in begleitenden Katalogen sowie der zuletzt bekannte Standort mit dokumentiert. Durch die umfassende Beschreibung der einzelnen Arbeiten im Katalog, soll es Dritten ermöglicht werden, ein Kunstwerk zuverlässig zu identifizieren.

Ist ein Kunstwerk im Katalog gelistet, gilt es als echt. Existiert ein Werkverzeichnis zum Künstler, findet sich darin jedoch kein entsprechender Eintrag, ist zunächst einmal Zweifel an der Authentizität der Arbeit angebracht. So beschreibt die New York Times Werkverzeichnisse als „obersten Schiedsrichter des Echten und Gefälschten“ ¹ und verweist damit gleichzeitig auf die Macht der jeweiligen Herausgeber. Problematisch kann es werden, wenn mehrere Institutionen Werkverzeichnisse des gleichen Künstlers führen und bei der Untersuchung von Kunstwerken zu unterschiedlichen Meinungen kommen, wie beispielsweise im Fall eines Gemäldes, was vermutlich von Pierre-Auguste Renoir stammt:

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In den seltensten Fällen werden Werkverzeichnisse vom Künstler selbst erstellt. Stattdessen entstehen sie häufig durch die Arbeit von Museen oder im Rahmen von Forschungsprojekten an Universitäten. Auch spezialisierte Kunsthändler befassen sich immer wieder intensiv mit dem Œuvre ihrer Künstler und erstellen entsprechende Kataloge. Zu den bekanntesten Beispielen zählt das Verzeichnis der Arbeiten von Egon Schiele, das von der bekannten New Yorker Kunsthändlerin Jane Kallir erstellt wurde.

Bei Künstlern mit besonders umfangreichem Gesamtwerk, kommt es hin und wieder vor, dass mehrere Kataloge erscheinen, die sich mit verschiedenen Teilen des Œuvre, wie beispielsweise Gemälden oder Arbeiten auf Papier, befassen. So umfasst allein der Werkkatalog der Zeichnungen von Gustav Klimt, dessen erster Teil 1980 von Dr. Alice Strobl herausgegeben wurde, inzwischen vier Bände und weit über 4.000 Arbeiten. Sie wollen Selbst einmal in einem Werkverzeichnis stöbern? Viele Katalog sind inzwischen auch online verfügbar und können teils kostenlos genutzt werden. Wir haben eine Übersicht mit mehr als 130 digitalen Werkverzeichnissen der bildenden Kunst erstellt, die Sie unter folgendem Link finden: Online Werkverzeichnisse der bildenden Kunst

1) In Art, Freedom of Expression Doesn’t Extend to ‘Is It Real?’, New York Times, 19.6.2012 🡕