Kunstbewertung - Vergleich der Preise und Konditionen

Ein Bild an der Wand und plötzlich geht es um viel Geld. Wer ein Kunstwerk erbt oder ein Bild aus seiner Kunstsammlung verkaufen möchte, steht oft vor einer Frage, die sich überraschend schwer beantworten lässt: Was ist das eigentlich wert?

Viele denken, ein kurzer Anruf bei einem bekannten Auktionshaus oder einem Kunsthändler in der Nähe reiche aus, um Klarheit zu schaffen. Doch der Kunstmarkt ist alles andere als eindeutig. Dieselbe Skulptur kann bei der einen Auktion 10.000 Euro bringen und bei der nächsten das Vierfache. Eine Zeichnung, deren Wert auf 10.000 Euro geschätzt wurde, kann plötzlich für 30.000 den Besitzer wechseln, andererseits fällt ein Gemälde eines bekannten Künstlers womöglich durch die Auktion und bleibt unverkauft.

Hohe Preissprünge aber auch Misserfolge sind im Kunstmarkt keine Ausnahme, sondern die Regel. Gerade Erben, die oft unerwartet mit Kunstbesitz konfrontiert werden, sind hier schnell verunsichert. Doch auch erfahrende Sammler, die über Jahre Werke zusammengetragen haben, sind vor falschen Einschätzungen nicht gefeit.

Ein Markt ohne feste Landkarte

Während man beim Verkauf einer Immobilie auf Bodenrichtwerte, Gutachten und Vergleichspreise zurückgreifen kann, wirkt der Kunstmarkt auf Außenstehende häufig wie ein Labyrinth: Viele Wege führen irgendwohin, aber nicht jeder führt auch zum Ziel, oder gar zum optimalen Preis. Werden bei Immobilienbewertungen teilweise Verfahren geführt, weil eine Bewertung 15-20% zu hoch oder zu niedrig angesetzt wurde, ist die Spannbreite bei Kunstbewertungen deutlich größer. Bewertungsunterschiede von 200-400% sind bei der Kunstwerken keine Seltenheit.

Was ein Kunstwerk wert ist, hängt von einer ganzen Reihe an Faktoren ab:

  • Wer hat es geschaffen?
  • Wann ist es entstanden?
  • Wie groß ist es und wie ist der Zustand?
  • Wo wurde es bisher ausgestellt und war waren die Vorbesitzer?
  • Wie und wo wird es angeboten?

Sogar die Frage, wer voraussichtlich bei einer Auktion anwesend sein wird und mitbietet, kann den Wert eines Kunstwerkes beeinflussen. Der Grund: Kunst ist keine Massenware, bei den meisten Werken handelt es sich um Unikate mit individuellen Geschichten und Hintergründen. Preise entstehen dann im Zusammenspiel von Angebot, Nachfrage, individuellen Präferenzen sowie der entsprechenden Präsentation des Werkes.

Zahlen, die erstaunen – Beispiele aus der Praxis

Einige Beispiele zeigen, wie groß die Preisspannen tatsächlich sein können.

Praxisbeispiel Giacometti:
Die Skulptur „L’autruche“ von Diego Giacometti wurde zwischen 2018 und 2023 bei verschiedenen Auktionen zu Preisen zwischen 75.000 und 380.000 Euro verkauft. Die Differenz von mehr als 300.000 Euro zeigt, wie stark das Ergebnis von Ort, Zeitpunkt, der Vermarktung sowie der Bieterstruktur abhängt.

Praxisbeispiel Pechstein:
Ein farbiger Holzschnitt von Max Pechstein wurde von renommierten Auktionshäusern in München und Köln auf 6.000 bis 15.000 Euro geschätzt. Bei einem kleineren norddeutschen Auktionshaus, das das Werk gezielt als Highlight seiner kommenden Auktion bewarb, erzielte es schließlich 32.000 Euro. Für Verkäufer und Erben kann eine solche Differenz entscheidend sein.

Händler mit Spezialwissen

Viele glauben, die höchsten Gebote in Kunstauktionen kämen von wohlhabenden Sammlern oder Museen. Doch oft sind es spezialisierte Kunsthändler, die bei zu niedrig bewerteten Kunstwerken zuschlagen – diskret, strategisch und mit präzisem Blick fürs Geschäft. Aufgrund ihrer Spezialisierung auf wenige Künstler und Epochen wissen sie, was sich weiterverkaufen lässt, was bedeutend ist und welche Sammler aktuell wonach suchen. Wenn diese Interessenten nicht gezielt erreicht werden, etwa über spezialisierte Plattformen oder Kunstberater, kann einem genau die Zielgruppe entgehen, die bereit ist, am tiefsten in die Tasche zu greifen.

Unsichtbare Risiken für Erben und Verkäufer

Der Kunstmarkt ist intransparent und unreguliert. Er verfügt über keinen TÜV, keine Börse und keine zentralen Richtlinien. Wer ein Werk verkaufen will, ist deshalb oft auf Meinungen einzelner Experten angewiesen und das kann teuer werden. Nicht selten geraten Verkäufer so an fragwürdige Anbieter, treffen Entscheidungen aus Zeitdruck oder unterschätzen den Aufwand beim Kunstverkauf.

Typische Fehler dabei:

  • nur eine Schätzung einholen,
  • auf das nächstbeste Auktionshaus setzen,
  • die Bedeutung von Präsentation und Vermarktung unterschätzen,
  • keine Prüfung der internationalen Reichweite oder Seriosität,
  • keine gezielte Ansprache von Händlern oder Sammlern.

Das Risiko: Ein Werk wird unter Wert verkauft, bleibt unbemerkt im Lager liegen oder fällt durch die Auktion.

Neue Wege: Plattformen und Beratung die Klarheit schaffen

Inzwischen gibt es gute Nachrichten für Kunstsammler und Erben: Noch nie war es so einfach, sich mehrere professionelle Schätzungen einzuholen wie heute, und das ohne aufwendige Recherchen oder Vor-Ort-Termine. Digitale Angebote wie Arcus, Artmakler oder ArtVonWert ermöglichen eine bequeme und sichere Online-Bewertung durch unabhängige Experten. Einige Plattformen vermitteln auch direkt an Auktionshäuser, Galerien oder spezialisierte Händler, diskret und transparent.

Zusätzlich helfen unabhängige Kunstberatungen dabei, die richtigen Fragen zu stellen und eine optimale Verkaufsstrategie zu entwickeln: Soll das Werk in einer Auktion versteigert werden oder wird bspw. ein diskreter Private Sale bevorzugt? Gibt es private Interessenten oder Museen? Macht ein Verkauf im Ausland mehr Sinn? Wer als Verkäufer informiert ist, entscheidet besser und verkauft erfolgreicher.

Fünf Schritte zur sicheren Kunstbewertung: Ihre Checkliste

Fünf Schritte helfen, den Überblick zu behalten

  1. Recherchieren Sie, welche Auktionshäuser oder Händler sich mit dem Künstler oder Werk auskennen.
  2. Holen Sie mindestens drei Schätzungen ein und vergleichen Sie auch Konditionen.
  3. Hinterfragen Sie, wer die Zielgruppe ist, wie das Werk präsentiert wird und ob es Interessenten gibt.
  4. Achten Sie darauf, dass Ihr Werk möglichst als Highlight behandelt wird, das beeinflusst die Aufmerksamkeit und das Bieterverhalten.
  5. Treffen Sie Ihre Entscheidung mit kühlem Kopf, d.h. lieber fundiert als vorschnell. Ziehen Sie im Zweifel einen unabhängige Experten hinzu.

Fazit

Ob kleine Zeichnung oder millionenschweres Gemälde, die Bewertung eines Kunstwerks ist nie ein Zahlenspiel allein, sondern ein Zusammenspiel aus Fachwissen, Marktverständnis und Strategie. Kunstsammler und Erben sollten sich Zeit nehmen, verschiedene Bewertungen einholen, anschließend die Preise und Konditionen vergleichen und beim Verkauf auf professionelle Präsentation setzen. Nur so lässt sich der wahre Wert eines Kunstwerks erkennen und ein optimales Verkaufsergebnis erzielen.

Hinweis: Dieser Artikel dient der allgemeinen Information und ersetzt keine individuelle Beratung durch einen Kunstexperten oder Juristen.

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