Titelbild Impressionismus

Der Impressionismus ist eine der bedeutendsten Stilrichtungen der Kunstgeschichte, die sich in Paris des späten 19. Jahrhunderts entwickelte und als Wegbereiter der modernen Malerei gilt. Im folgenden Beitrag gehen wir näher auf die Entstehung und Bedeutung des Impressionismus ein. Zudem werden die wichtigsten Vertreter genannt und Merkmale impressionistischer Arbeiten näher beleuchtet. Am Ende widmen wir uns zudem auch dem Markt für impressionistische Kunst, der in den letzten Jahren zahlreiche Rekorde gesehen hat.

Eines Tages, als einer von uns keine schwarze Farbe mehr hatte, verwendete er blau. Der Impressionismus war geboren. Auguste Renoir (1841 – 1919)

Inhalt

Entstehung des Impressionismus

Die Entstehung des Impressionismus geht auf eine Gruppe französischer Künstler zurück, die sich ab den 1860er Jahren gegen den Historismus und die traditionell an den Akademien gelehrten Konventionen wandten. Anstatt die Wirklichkeit möglichst naturgetreu wiederzugeben und ihre Arbeiten den Gesetzen von Proportion und Perspektive zu unterwerfen, ließen sich die Impressionisten von ihren unmittelbaren Sinneseindrücken leiten und begannen damit, diese verschwommenen Impressionen bildlich festzuhalten. Mit ihrer Arbeit schufen sie ein neues Kunstverständnis, das die Subjektivität des Künstlers und dessen künstlerische Freiheit förderte. Damit inspirierten sie noch spätere Künstlergenerationen, weshalb der Impressionismus heut als Wegbereiter der modernen Kunst gilt.

Pierre-Auguste Renoir, Bal du moulin de la Galette (1876), (Foto: Musée d’Orsay via Wikimedia Commons)

Doch gehen wir zunächst einen Schritt zurück. Bereits seit dem Jahr 1667 bestand der Pariser Salon, auf dem regelmäßig Kunstwerke ausgestellt wurden, die dem höfischen Kunstgeschmack entsprachen. Im Laufe der Zeit entwickelte sich der Salon zum Mittelpunkt des französischen Kunstbetriebes und zog Mitte des 19. Jahrhunderts hunderttausende Besucher in seinen Bann. Auch unzählige Künstler bewarben sich mit ihren Werken für die Teilnahme, galt die Präsentation eigener Werke auf dem Salon doch nicht nur als Ehre, sondern oftmals auch als Grundvoraussetzung, um über die französischen Landesgrenzen hinweg Anerkennung zu finden. Die Zulassung erfolgte daher anhand strenger Regeln und in geheimer Abstimmung durch eine Jury, der wichtige Vertreter der Pariser Kunstakademie angehörten. Zur Mitte des 19. Jahrhunderts wurde an eben jener Akademie noch die objektive und naturgetreue Darstellung der Welt, in der Manier von der Renaissance und des Klassizismus, gelehrt. Entsprechend kam es regelmäßig vor, dass Werke für den Salon abgelehnt wurden, die der akademischen Lehre widersprachen.

Édouard Manet, Le Déjeuner sur l’herbe (1863) (Foto: Musée d’Orsay via wartburg.edu und Wikimedia Commons)

Eines dieser von der Jury abgelehnten Gemälde war Frühstück im Grünen von Edouard Manet. Die 1863 entstandene Arbeit zitiert bei Thema und Komposition Werke von Tizian und Raffael, weist jedoch mit den modernen Figuren, zwei bekleideten Männern sowie zwei nackten Frauen, weder eine mythologische noch allegorische Begründung auf. Zudem bricht Manet mit den an der Akademie gelehrten Prinzipien der Malerei. Er setzt auf starke Kontraste von Licht und Schatten und verzichtet zudem in seiner Arbeit auf die übliche Perspektive. So sind viele seiner Zeitgenossen von diesem obszönen und beinahe irreal wirkenden Werk schockiert. Auch die Jury steht der Arbeit ablehnend gegenüber, da der Salon nur „anständige“ Werke präsentiert.

Mit dieser Ablehnung war Manet jedoch nicht allein. Auch Arbeiten anderer Künstler wurden vom Salon ausgeschlossen, was Napoleon III. dazu veranlasste, erst- und einmalig den Salon de Refusés ins Leben zu rufen, auf dem die nicht zugelassenen Werke präsentiert wurden. Inspiriert von den zum Teil flüchtig und provokant gemalten Arbeiten der Ausstellung, begannen auch andere Künstler wie Claude Monet oder Edgar Degas die an den Akademien gelehrten Konventionen in Frage zu stellen und sich mit ihrer eigenen Wahrnehmung der Umwelt zu befassen. Sie suchten nicht nur die Unabhängigkeit vom Salon, sondern auch die Freiheit, die momentane und sinnliche Wirkung einer Szene in ihren Gemälden einzufangen und somit einen unmittelbaren Eindruck in ihren Arbeiten zu erzeugen. Infolgedessen verließen sie die Ateliers, in denen traditionell perfekte imaginäre Landschaften entstanden, und zogen auf die Straßen und das Land, um dort en plein air (im Freien gemalt) zu malen.

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Vereint in ihrer Unabhängigkeit und der Ablehnung traditioneller Konventionen des Pariser Salon, wurde im April 1874 die erste große Gruppenausstellung, unter dem Namen Société Anonyme des Artistes, Peintres, Sculpteurs et Graveurs präsentiert. Eines der 165 gezeigten Werke dieser Ausstellung war Impression: Sonnenaufgang von Claude Monet, das deutlich mit dem Historismus und der akademischen Malerei brach und durch seine Darstellung eines flüchtigen Momentes besticht. Eben dieses Eindruckshafte und Flüchtige, das sich auch in anderen Werken der Ausstellung fand, veranlasste den Kunstkritiker Louis Leroy dazu, seinem Artikel die Überschrift „Ausstellung der Impressionisten“ zu widmen. Obwohl dieser Titel von der Öffentlichkeit zweifelsohne als Abwertung gedeutet wurde, entsprach es doch genau dem Anliegen der Künstler, in ihren Werken jene spontane Impression festzuhalten, wodurch sich die Bezeichnung „Impressionisten“ etablierte.

Claude Monet, Impression soleil levant (1872) (Foto: wartburg.edu via Wikimedia Commons)

Die wichtigsten Künstler des Impressionismus

  • Claude Monet (1840-1926)
  • Camille Pissarro (1830-1903)
  • Berthe Morisot (1841-1895)
  • Alfred Sisley (1839-1899)
  • Mary Cassatt (1844-1926)
  • Auguste Renoir (1841-1919)
  • Edgar Degas (1834-1917)

Merkmale impressionistischer Werke

Ziel der Impressionisten war es, einen Sekundenbruchteil des Lebens zu erfassen und die Welt so zu visualisieren, wie sie sie selbst wahrnahmen. Entsprechend wandten sich die Künstler bei ihren Motiven häufig zeitgenössischen Themen zu und malten, was sie im täglichen Leben entdeckten; Landschaften um Paris, Stadtansichten aber auch gewöhnliche Menschen bei der Arbeit. Diese Alltagsszenen und Motive riefen bei vielen ihrer Zeitgenossen Empörung hervor, standen sie doch im starken Widerspruch zur akademischen Malerei der damaligen Zeit.

In ihrem Streben, einen flüchtigen Moment festzuhalten, wurden die Impressionisten besonders durch die Fotografie sowie die in den 1850er-Jahren erstmals in Paris gezeigten japanischen Holzschnitte beeinflusst. Die Künstler ließen sich von der Wahl der Motive und Ausschnitte dieser Momentaufnahmen inspirieren und griffen verschiedene Kompositionsmittel, wie den Anschnitt von Figuren und Objekten im Bildvordergrund, in ihren eigenen Arbeiten wieder auf. So erzeugten sie den Eindruck von Bewegung und hoben die Momenthaftigkeit ihrer Arbeiten hervor.

Berthe Morisot, Young Woman Knitting (ca. 1883) (Foto: The Metropolitan Museum of Art via Wikimedia Commons)

Doch nicht nur die Motive sondern auch Technik und Farbpalette änderten sich, um die flüchtigen Impressionen zu verbildlichen. So erweiterten die Maler ihre Palette um hellere Farben und experimentierten mit kräftigen Blau-, Grün- und Gelbtönen. Anstatt eine strukturlose, glatte Oberfläche zu schaffen, wie an der Pariser Akademie gelehrt, brachten die Künstler und Künstlerinnen nun ihre unmittelbaren Sinneseindrücke mit kurzen, gebrochenen Pinselstrichen auf die Leinwand und erzeugten so eine skizzenhafte und bewegte Wirkung. Durch Gruppierung einzelner Pinselstriche, die im Auge des Betrachters miteinander verschwommen hinterlassen ihre Bilder den Eindruck von Spontaneität und Leichtigkeit.

Pierre-Auguste Renoir, Luncheon of the Boating Party (1880-81) (Foto: The Phillips Collection via Google Arts Project via Wikimedia Commons)

Trotz zahlreicher Gemeinsamkeiten vertraten lang nicht alle Impressionisten die gleichen ästhetischen Prinzipien. Monet beispielsweise gilt sicher als einer der bedeutendsten Vertreter, der sich durch seine lebenslange Leidenschaft, das Flirren des Lichtes und die Veränderung der Natur in seinen Bildern festzuhalten, auszeichnet. Berthe Morisot, die die Entwicklung des Impressionismus maßgeblich mit beeinflusste, der es als Frau jener Zeit jedoch verwehrt war auf Boulevards oder in Parks zu malen, konzentrierte sich in ihrer Arbeit auf die Darstellung von Portraits und Szenen des modernen, bürgerlichen Alltags. Ihre Werke bestechen aber vor allem durch einen kühnen und energischen Pinselstrich.

Camille Pissaro, Boulevard Montmatre, Spring (1897) (Foto: Google Art Project via Wikimedia Commons)

Welche Einflüsse gingen vom Impressionismus aus?

Die Techniken und Ideen der Impressionisten inspirierten Künstler in anderen Teilen der Welt und führten schließlich zu einer revolutionären Weiterentwicklung des Kunstgeschehens in den folgenden Jahrzehnten. Künstler begannen freier ihre eigenen ästhetischen Interessen und Prinzipien zu verfolgen und sich in ihren Arbeiten mit zeitgenössischen Themen zu befassen. Aus den Errungenschaften der Impressionisten gingen neue Strömungen hervor, die sich entweder zugunsten romantischer Ideen bewusst gegen ihn wandten, so wie der Symbolismus, oder den Impressionismus mit neuen Techniken des Bildaufbaus und der Farbgebung weiterentwickelten, wie der Post-Impressionismus von Paul Gauguin, Vincent van Gogh oder Paul Cézanne. Letzterer trug zudem auch maßgeblich zur Entstehung des Kubismus bei und inspirierte mit seiner Arbeit Künstler wie Pablo Picasso oder Georges Braque.

Paul Cezanne, Montagne Sainte-Victoire und Château Noir (1904-06) (Foto: The Yorck Project via Wikimedia Commons)

Die Errungenschaften der Impressionisten hinterließen ihre Spuren auch im Kunstgeschehen weit über die Landesgrenzen Frankreichs hinweg. Deutschsprachige Künstler wie Max Liebermann, Lovis Corinth, Christian Rohlfs oder Olga Wisinger-Florian ließen sich von den neuen Impulsen aus Frankreich inspirieren und beeinflussten damit ihrerseits spätere Entwicklungen im deutschsprachigen Raum, wie die Entstehung des Expressionismus.

Auf der anderen Seite des Atlantiks zählte Theodore Robinson zu einem der ersten amerikanischen Impressionisten und wurde durch seine Szenen des Alltagslebens auf dem Land bekannt. Künstler wie Childe Hassam und Edward Henry Potthast hingegen schufen lebendige Stadt- und Strandszenen die, anders als bei ihren europäischen Kollegen, zumeist die Oberschicht portraitierten und damit auf Amerikas wirtschaftliche Stärke verwiesen. Mit ihrem Werken aus Farbe und Licht prägten sie die amerikanische Malerei der Moderne entscheidend mit.

Markt für Werke des Impressionismus

Impressionistische Gemälde und Papierarbeiten werden regelmäßig international ausgestellt und finden sich in den Dauerausstellungen namhafter Museen weltweit, wie dem Musee d’Orsay in Paris, dem Metropolitan Museum of Art in New York, der National Gallery in London oder dem State Hermitage Museum in St. Petersburg. Diese regelmäßige, öffentliche Präsenz sowie die begrenzte Verfügbarkeit von Spitzenwerken führen dazu, dass die weltweite Nachfrage nach entsprechenden Objekten seit Jahren ungebrochen ist und die Preise auf dem Kunstmarkt selbst in Krisenzeiten stabil sind. Jedoch gibt es auch zahlreiche Impressionisten, deren Ouevre international weniger präsent ist daher stärkeren Nachfrageschwankungen unterliegt.
Aufgrund der kunsthistorisch weitreichenden Bedeutung des Impressionismus zählen Arbeiten von Monet, Renoir, Degas und Co. heut zu den wichtigsten und wertvollsten Kunstwerken der Welt. Ihre Arbeiten sind im Kunstdiskurs allgegenwärtig. Insbesondere marktfrische Kunstwerke erzielen am Markt regelmäßig Rekordpreise.

Den bisherigen Auktionsrekord für ein Gemälde des Impressionismus markiert Claude Monets „Meules“ aus dem Jahr 1890, das 2019 bei Sotheby’s in New York für $110,7 Millionen inklusive Aufgeld versteigert wurde und sich seither in der Sammlung des SAP-Mitgründers Hasso Plattner befindet. Bei den Arbeiten auf Papier erfreuen sich besonders die Tänzerinnen von Edgar Degas unter Sammlern hoher Beliebtheit. Der aktuelle Verkaufsrekord liegt hier bei $37 Millionen für ein Pastell aus dem Jahr 1879.

Claude Monet, Meules (1890) (Foto: Sothebys via Wikimedia Commons)

Trotz der Auktionsrekorde findet ein Großteil der Verkäufe impressionistischer Werke unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt und wird diskret über Privatverkäufe abgewickelt, sodass Details zu Verkäufen nur selten nach außen treten. Gerade im Spitzensegment wird der Markt für impressionistische Gemälde von wenigen Galerien bestimmt, die gut vernetzt sind und über persönliche Kontakte zu zahlungskräftigen Sammlern in Europa, Asien und Amerika verfügen. Im mittleren Marktsegment hingegen agieren auch zahlreiche regionale und internationale Anbieter, die beispielsweise mit Papierarbeiten oder Gemälden weniger bekannter Impressionisten handeln. Das Spektrum reicht hier von ausgewiesenen Impressionismus-Experten und Kennern des Oeuvres einzelner Künstler, bis hin zu Generalisten. In der Regel sind die Spezialisten den Generalisten überlegen, verfügen sie doch nicht nur über eine umfassendere Marktkenntnis, sondern auch die besseren Kontakte zu potenziellen Käufern und Verkäufern.
Ende.

Quellen
Phillips, S. (2015): Moderne Kunst verstehen. Vom Impressionismus ins 21. Jahrhundert. Seemann Verlag, Leipzig.
Farthing, S. (2017): Kunst. Die ganze Geschichte. DuMont Buchverlag, Köln.

https://www.theartstory.org/movement/impressionism/
https://www.metmuseum.org/toah/hd/imml/hd_imml.htm
https://www.britannica.com/art/Impressionism-art
https://www.tate.org.uk/kids/explore/what-is/impressionism
https://mymodernmet.com/what-is-impressionism-definition/
https://www.sothebys.com/en/art-movements/impressionism
https://www.musee-orsay.fr/de/kollektionen/werkbeschreibungen/gemaelde/commentaire_id/le-dejeuner-sur-lherbe-7123.html



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