Bedeutende Künstlerinnen der Kunstgeschichte

Dieser Beitrag widmet sich den Frauen in der Kunstgeschichte. Immer wieder liest man, die Zeit der Männer-dominierten-Kunstwelt sei längst vorbei. Allerdings kam eine gemeinsame Studie von „In Other Words“ und „artnet News“ erst im Jahr 2019 zu andere Ergebnisse; im Zuge der Untersuchung analysierten die Forschenden Daten von internationalen Auktionen, führenden Galerien und der Kunstmesse Art Basel. Schnell wurde dabei klar, dass z.B. der Kunstmarkt noch immer überwiegend von Männern dominiert wird; von den 196,6 Milliarden Dollar, die zwischen 2008 und 2019 weltweit auf Auktionen umgesetzt wurden, entfielen nur etwa 4 Milliarden Dollar (rund 2 Prozent) auf Werke von Künstlerinnen. In diesem Beitrag gehen wir dem Mysterium der vergessenen Frauen in der Kunstwelt auf den Grund, stellen bedeutende Künstlerinnen vor und geben darüber hinaus Einblicke in den Kunstmarkt.

„Warum gibt es keine bedeutenden Künstlerinnen?“

Als eine der Ersten stellte die Kunsthistorikerin Lina Nochlin in den 1970er Jahren die Frage, warum es keine bedeutenden Künstlerinnen gibt. Ihr 1971 erschienener Essay „Why have there been no great women artists“ gilt heute als Gründungsliteratur der feministischen Kunstwissenschaft und zeigt, dass die unausgesprochene Vorherrschaft der weißen, männlichen Subjektivität als eine Reihe von intellektuellen Verzerrungen angesehen werden kann. Erst mit der Korrektur dieser Verzerrungen gelingt aus ihrer Sicht ein besserer Blick auf die Kunstgeschichte.

In der Kunstgeschichte galt lange Zeit die weiße, westliche und insb. männliche Sicht der Dinge als meinungsbildend und tonangebend. Die Arbeiten von Künstlerinnen spielten bis Ende des 19. Jahrhunderts häufig nur eine Nebenrolle. Jedoch gab es auch schon früher Frauen, die sich mit ihrem künstlerischen Können und ihrer kreativen Ausdrucksweise im Patriarchat durchsetzen konnten. In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung spricht Nochlin darüber, dass Frauen immer schon künstlerisch aktiv waren und diese Gabe auch in Malereien und Zeichnungen auslebten; allerdings bildeten die wenigen Frauen, denen der Zugang zur Kunst ermöglicht wurde, die Ausnahme der Regel.

Gerade in den 1920er Jahren passierte fand in der Kunst ein Umdenken statt. Kunstströmungen wie der Surrealismus und die Neuen Sachlichkeit trugen zu einer Veränderung des Frauenbildes in der Kunst bei. Während sich die Surrealistinnen in ihrer Kunst mit der problematischen Übernahme der Freud’schen Psychoanalyse, die Frauen oft als monströs darstellte, auseinandersetzten, präsentierte sich die Frau der Neuen Sachlichkeit selbstbewusst mit kessem Bubikopf, eng anliegendem Hut, Hosen und Zylinder. Die Vielfalt von Kunst und Kultur, sowie die damit gewonnene Offenheit, nahm mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten ein abruptes Ende. Durch den aufkommenden Nationalsozialismus wurde das Bild der Frau jedoch zunehmend von einer völkisch-nationalistischen Ideologie geprägt und die Rolle der Frau, als Mutter und Hausfrau, trat abermals zum Vorschein.

Erst Ende der 1960er Jahre wurde die Rolle von Frauen in der Kunst wieder verstärkt thematisiert. Insbesondere der eingangs erwähnte Essay von Linda Nochlin befeuerte die Debatte Anfang der 1970er Jahre. Seither hat sich in Forschung und Wissenschaft vieles verändert. Zahlreiche Museen und Kunstinstitutionen setzen sich inzwischen mit der Rolle weiblicher Künstlerinnen und ihrer Bedeutung für die Kunstgeschichte auseinandergesetzt. Institutionen wie das Belvedere Museum in Wien haben es sich zur Aufgabe gemacht, Künstlerinnen, wie Elena Luksch-Makowsky, Helene Funke oder Erika Giovanna Klien, die einen wesentlichen Beitrag zur Wiener Moderne lieferten, mit speziellen Ausstellung zu würdigen. Auch die Schirn Kunsthalle in Frankfurt zeigte 2020 erst­mals in einer großen Themen­aus­stel­lung den weib­li­chen Beitrag zum Surrea­lis­mus.

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Durch die vermehrte Auseinandersetzung mit Künstlerinnen von Seiten der Museen und Galerien, entwickelte sich auch der Kunstmarkt weiter und stellte vermehrt Werke von Künstlerinnen in Auktionen zur Verfügung. Zwar ist der Markt für Werke von Künstlerinnen noch vergleichsweise klein, wie die eingangs erwähnte Studie zeigte, dafür jedoch befindet sich gerade dieser Teilbereich des Kunstmarktes in einem starken Aufwärtstrend. Seit 2008 bis 2019 entfielen etwa 4 Milliarden Dollar (rund 2 Prozent) auf Werke von Künstlerinnen. Der Jahresumsatz ist in dieser Zeit von 230 Millionen Dollar auf 595 Millionen Dollar (+158 Prozent) gestiegen und hat sich damit deutlich stärker entwickelt, als der Markt für Werke männlicher Vertreter, der im selben Zeitraum um 72 Prozent zulegte.

In der Kunstwelt kommt mehr und mehr Bewusstheit für die Rolle und Bedeutung von Künstlerinnen auf. Im Bereich der feministischen Kunstwissenschaft wird heute stärker geforscht denn je. Nochlins Frage „Why have there been no great women artists“ kann also ganz klar damit beantwortet werden, dass es sie gab, die großen und bedeutenden Künstlerinnen. Im Folgenden stellen wir einige von ihnen vor, von der Renaissance bis zur Gegenwart.

Sofonisba Anguissola (1532–1625)

Die Malerin Sofonisba Anguissola wurde um 1532 in Cremona, Italien geboren und gilt heute als eine der Wegbereiterinnen der italienischen Renaissance, deren Werke sich in Sammlungen auf der ganzen Welt befinden. Mit ihrer scharfen Beobachtungsgabe fängt sie in ihren sensiblen Portraits den Geist und die Lebendigkeit der Porträtierten auf eine bis dahin unbekannte Art und Weise ein.

Als Tochter einer verarmten Adelsfamilie, erhielt Sofonisba Anguissola auf Bestehen ihres Vaters eine umfassende Ausbildung, die auch die bildende Kunst und die Lehre bei angesehenen Malern mit umfasste. Michelangelo wurde auf ihr Talent aufmerksam und begleitete daraufhin ihren Werdegang als Mentor. Einer weiblichen Künstlerin war es in der damaligen Zeit nicht erlaubt, Anatomie zu studieren oder das Zeichnen von Modellen zu üben, da dies als vulgär empfunden wurde. Aus diesem Grund ist ihr Erfolg als Malerin sehr ungewöhnlich; die Verbote und Einschränkungen, mit denen sich Frauen in jener Zeit auseinandersetzen musste, hielten die Künstlerin nicht davon ab, eine erfolgreiche Karriere zu bestreiten. Einen großen Teil ihres Erfolges verdankte sie ihrer Rolle als Malerin am Hof von König Philipp II. von Spanien, wo sie ihre künstlerischen Fähigkeiten sowohl für offizielle Hofporträts als auch für intimere Porträts des Adels einsetzte. Ihr Ruf als exzellente Portraitmalerin verbreitete sich über die Grenzen hinweg. Selbst Künstler wie Peter Paul Rubens waren von ihrem Talent beeindruckt, nutzen ihre Werke für Studienzwecke und kopierten diese.

Sofonisba Anguissola, The Chess Game (Portrait of the artist’s sisters playing chess) , (1555), via Wikimedia Commons

Artemsisia Gentileschi (1593-1653)

Als Tochter des versierten Malers Orazio Gentileschi erhielt Artemisia Gentileschi schon in jungen Jahren Zugang zur Kunstwelt. Ihr Vater förderte Gentileschis Karriere fortwährend und erkannte schon früh ihr außergewöhnliches Talent, als diese in seiner Werkstatt aushalf. Gentileschi gilt als berühmteste Malerin des 17. Jahrhunderts. Als erste Frau wurde sie an der angesehenen Kunstakademie in Florenz aufgenommen.

Artemisia pflegte freundschaftliche Beziehungen zu den Malern und Dichtern in Florenz. Aufgrund ihres Talentes wird sie schnell bekannt und fertigte mehrere Werke für die Familie Medici. Besonders Cosimo II, der Großherzog der Toskana, ist von ihrem künstlerischem Talent begeistert und fördert die Künstlerin. Anders als die meisten Malerinnen ihrer Zeit, widmet sich Artemisia Gentileschi nicht den Stillleben, der Porträt- oder Landschaftsmalerei. Stattdessen befasste sie sich mit historischen, biblischen und mythologischen Bildthemen, die als edelste Bildgattungen gelten und bis dahin den Männern vorbehalten waren. Ihre großformatigen Gemälde zeigen oftmals weibliche Heldinnen und Frauen mit einer starken Ausstrahlung. Ihre Arbeiten faszinieren durch die realistische Darstellung der weiblichen Form, die Tiefe ihrer Farben und ihre auffällige Verwendung von Licht und Schatten.

Artemsisia Gentileschi, Judith Beheading Holofernes (1614-1620), via Wikimedia Commons

Élisabeth Vigée Le Brun (1755-1842)

Die Arbeiten der französischen Porträtmalerin Élisabeth Vigée Le Brun werden dem Rokoko und später dem Klassizismus zugeordnet. Sie schuf ein beeindruckendes Gesamtwerk von fast 1.000 Porträts und Landschaftsbildern und erhielt als Tochter eines Malers schon früh eine künstlerische Ausbildung. Als junge Frau, im Alter von 15 Jahren, malte sie bereits meisterliche Porträts. Ihren Karrieredurchbruch erlangt sie, als sie zur Porträtmalerin von Marie Antoinette ernannt wurde, was ihr später der Zutritt in die renommierten Kunstakademien gewährte.

Élisabeth Vigée Le Bruns Gemälde schlagen eine Brücke zwischen dem theatralischen Rokokostil und dem eher zurückhaltenden Neoklassizismus. Als Lieblingsmalerin der Aristokratie in ganz Europa genoss sie großes Ansehen. Aufgrund ihrer Fähigkeit, sich in Porträtierten Modelle hineinzuversetzen, gelang es ihr, lebendige Porträtbilder zu fertigen, die eine unglaubliche Natürlichkeit ausstrahlen – revolutionär, in einer Zeit, in der die Porträtmalerei oft formale Darstellungen forderte. Mit der Französischen Revolution verließ die Künstlerin zunächst ihre Heimat und flüchtete zunächst nach Italien. Sie bewegte sich weiterhin in den aristokratischen Kreisen Europas und kam erst 12 Jahre nach der Revolution zurück nach Paris, wo sie ihre Karriere fortsetzte.

Das umfangreiche Oeuvre von Élisabeth Vigée Le Brun ist heut nicht nur in Privatsammlungen verortet, sondern auch in mehreren europäischen und amerikanischen Museen aufzufinden.

Élisabeth Vigée Le Brun, Marie-Antoinette de Lorraine-Habsbourg, Queen of France, and her children, (1787), via Wikimedia Commons

Marie-Gabrielle Capet (1761-1818)

Eine weitere französische Malerin des Klassizismus war Marie-Gabrielle Capet. Obwohl sie nur Tochter eines einfachen Bediensteten war, bekam sie als junge Frau die seltene Möglichkeit, in der Frauenschule für Malerinnen in Paris zu studieren. Schon bald erkannte man ihr Talent und sie erhielt zahlreiche Aufträge, wodurch sie sich einen Namen als Portraitmalerin machen konnte. Ihre Werke gestaltete sie in Öl, Pastell und Aquarell.

Nach ihrem Tod gerät Marie Gabrielle Capet zunächst in Vergessenheit. Erst als Herzog Arnould Doria im Jahr 1934 eine Biographie verfassen lässt, tritt ihr Name wieder in Erscheinung und wird ihr Leben und Werk erneut gewürdigt. Eine Verzeichnis der Gemälde von Marie-Gabrielle Capet finden Sie in unserem Artikel zu Online-Werkverzeichnissen.

Marie-Gabrielle Capet, Atelierszene, (1808), via Wikimedia Commons

Rosa Bonheur (1822-1899)

Wie viele Künstlerinnen stammte auch Rosa Bonheurs aus einer Künstlerfamilie. Die französische Malerin gilt als eine der bedeutendsten Künstlerinnen des 19. Jahrhunderts und ist für ihre großformatigen, naturalistischen Tiermalereien bekannt. Sie stellte regelmäßig im renommierten Pariser Salon aus und hatte auch im Ausland großen Erfolg. Bonheur verbrachte viel Zeit damit, die Bewegungen von Tiere zu skizzieren; diese bemerkenswerte Fähigkeit verleiht ihrem Werk eine einzigartige Signatur.

Bonheur ist vor allen Dingen auch für das Durchbrechen der Geschlechterrollen bekannt, denn ab Mitte der 1850er Jahre trug sie Männerkleidung und erhielt dafür sogar die Erlaubnis der Polizei. Obwohl sie oft für das Tragen von Hosen und weiten Blusen kritisiert wurde, trug sie diese zeitlebens mit der Begründung, dass sie bei der Arbeit mit Tieren praktisch seien. Sie lebte auch ihre Homosexualität offen aus, lebte zunächst über 40 Jahre lang mit ihrer Partnerin Nathalie Micas zusammen und ging dann, nach Micas Tod, eine Beziehung mit der amerikanischen Malerin Anna Elizabeth Klumpke ein. Durch das öffentliche Ausleben ihrer Sexualität, in einer Zeit, als gleichgeschlechtliche Liebe von der Regierung verunglimpft wurde, erhob Bonheur ihren Anspruch als bahnbrechende Persönlichkeit sowohl in ihrer Karriere als auch in ihrem Privatleben.

Rosa Bonheur, The Horse Fair, (zwischen 1852 und 1855), via Wikimedia Commons

Berthe Morisot (1841-1895)

„Ich glaube nicht, dass es jemals einen Mann gegeben hat, der eine Frau als gleichwertig behandelt hat, und das ist alles, worum ich gebeten hätte, denn ich weiß, dass ich genauso viel wert bin wie sie.“

Berthe Morisot: https://mymodernmet.com/famous-female-painters-art-history/

Beim Stichwort Impressionismus, denken viele zuerst an die berühmten Maler Claude Monet, Edouard Manet oder Edgar Degas. In dieser Aufzählung darf ein wichtiger Name jedoch nicht vergessen werden, Berthe Morisot. Morisot gilt als zentrale Persönlichkeit des Impressionismus und ist insb. durch ihre Figurenmalerei, die sich mit Themen des modernen, bürgerlichen Lebens und den damit verbundenen Freizeitgestaltungen beschäftigten, bekannt.

Morisot wurde in eine aristokratische, französische Familie geboren und war die Großnichte des berühmten Rokoko-Malers Jean-Honoré Fragonard. Zunächst stellte sie ihre Werke im angesehenen Pariser Salon aus, bevor sie sich der ersten Impressionisten-Ausstellung mit Monet, Cézanne, Renoir und Degas anschloss. Morisot hatte eine besonders enge Beziehung zu Édouard Manet, der mehrere Porträts von ihr malte, und heiratete schließlich dessen Bruder.

Ihre Kunst konzentrierte sich oft auf häusliche Szenen. Ihre Werken zeigen immer wieder weibliche Bedienstete, die in ihrem eigenen Haushalt beschäftigt waren. Morison setzt sich zum Ziel „das einzufangen, was geschieht“ und beobachtete dafür Familienmitglieder sowie jene Bediensteten. Ihre Werke wurden häufig als zu „feminin“ kritisiert, da sie vor allen Dingen mit Pastellkreide, Aquarell und Kohle arbeitete. Dadurch erweckten ihre Bilder einen leichten und luftigen und teils unfertigen Eindruck, was zu Kritik führte. In ihrem Tagebuch hielt Morison fest, wie schwierig die Situation als weibliche Künstlerin ist und welche Kämpfe sie ausführen musste, um ernstgenommen zu werden. Heute zählen ihre Werke zu den bedeutendsten Arbeiten des Impressionismus und erzielen regelmäßig Höchstpreise.

Berthe Morisot, Under the Orange Tree, (1889), via Wikimedia Commons

Marianne von Werefkin (1860–1938)

Marianne Werefkin war eine russische Malerin des Expressionismus und entstammte dem russischen Hochadel. Bereits im Kindesalter begann Werefkin mit dem Zeichenunterricht und wurde später Schülerin des Malers Ilja Repin, einem bedeutenden Vertreter des russischen Realismus. Nach dem Tod ihres Vaters entschloss sie sich gemeinsam mit ihrem Ehemann Alexej von Jawelensky, zu einem Umzug nach München, um dort dem künstlerischen Geschehen und den innovativen Entwicklungen der westlichen Malerei näher zu sein.

Werefkin zählt zu den wichtigsten Wegbereiterinnen des Expressionismus. Im Jahr 1897 gründete Werefkin in ihrem „rosafarbenen Salon“, die Bruderschaft von Sankt Lukas, die zu einer Keimzelle für die „Neuen Künstlervereinigung München“ und später den „Blauen Reiter“ werden sollte. Ihr eigenes Werk, das Werefkin ab 1896 zunächst vernachlässigte, um den Erfolg Jawlenskys zu unterstützen, stand lange Zeit im Schatten ihres Ehemannes. In ihren expressionistischen Gemälden folgt sie den Theorien von Vincent van Gogh, der Flächenmalerei von Paul Gauguin aber auch dem Symbolismus von Ferdinand Hodlers und Edvard Munchs. Sie ergründet mit ihren Werken die menschliche Existenz und befasst sich intensiv mit der Visualisierung von Seelenzuständen. Erst seit wenigen Jahren wird ihr Oeuvre wiederentdeckt und gewürdigt.

Marianne Werefkin, Selbstbildnis, (1910), via Wikimedia Commons

Georgia O‘Keeffee  (1887–1986)

Georgia O’Keeffe zählt zu den bekanntesten US-amerikanischen Malerinnen des 20. Jahrhunderts. Sie gilt nicht nur als eine Begründerin der amerikanischen Moderne, sondern auch als Ikone der Frauenbewegung. Ihr Werk ist untrennbar mit der Darstellung von Blumen, Flammen und Knochen verknüpft. Ihr Fokus lag stets auf der Malerei, womit sie nicht zuletzt die Ära der „Kunst um der Kunst willen“ einläutete.

O’Keeffees Ehemann, der Galerist Alfred Stieglitz, betrachtete Kreativität als Ausdruck von Sexualität. Diese Gedanken, gepaart mit seinen intimen Porträts von O’Keeffe, trieben die Idee voran, dass ihre Nahaufnahmen von Blumen Metaphern für weibliche Genitalien seien. Ein Konzept, das die Künstlerin stets bestritten hat, obwohl ihr Werk zweifellos sinnlich ist. O’Keeffe verbrachte einen großen Teil ihrer Karriere damit, die Interpretation ihrer Kunst als reine Reflexion ihres Geschlechts zu bekämpfen. Ihr ganzes Leben lang weigerte sie sich, an Kunstausstellungen teilzunehmen, die ausschließlich von Frauen bestritten wurden, da sie einfach als Künstlerin definiert werden wollte, frei von ihrem Geschlecht.

2014 wurde in New York ihr Blumengemälde Jimson Weed/White Flower No. 1  von 1932 versteigert. Geschätzt auf USD 10 Mio. bis USD 15 Mio. erzielte das Gemälde im Format 121,9 x 101,6 cm einen Hammerpreis von USD 39,5 Mio. Inklusive Aufgeld entspricht das einem Verkaufspreis von über USD 44,4 Mio., womit das Gemälde das bisher teuerste Werk einer weiblichen Künstlerin ist.

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Frida Kahlo (1907–1954)

Kaum eine andere Künstlerin des 20. Jahrhunderts ist so bekannt wie Frida Kahlo. Die mexikanische Malerin ist für ihre kompromisslosen und farbenprächtigen Selbstportraits bekannt. In ihrer Malerei setzt sie sich mit Themen wie Identität, dem menschlichen Körper sowie dem Tod auseinander. Ihre Arbeiten bewegen sich zwischen Surrealismus und Neuer Sachlichkeit.

Frida Kahlo ist Tochter eines deutschen Vaters, ihre Mutter ist Mexikanerin mit spanischer und indianischer Herkunft. Kahlo erforscht in ihrer Kunst die eigene Identität, indem sie ihre Abstammung häufig als binäre Gegensätze darstellte: die koloniale europäische Seite sowie die indigene mexikanische. Die Künstlerin hegte eine besonders enge Beziehung zu ihrem Vater, einem professionellen Fotografen, der sie schon bald in die Welt der Bilder entführte. Sie durfte ihm schon früh im Studio assistieren und entwickelte so ein scharfes Auge für Details.

Aufgrund ihres starken Interesses an den Naturwissenschaften trat sie 1922 in die Nationale Vorbereitungsschule in Mexiko City ein, um sich für ein späteres Medizin-Studium zu qualifizieren. Dort lernte sie auch ihren späteren Ehemann, den Maler Diego Rivera, kennen. Ein paar Jahre später wurde Kahlo in einen Busunfall verwickelt, der sie sehr schwer verletzte. Während ihrer langsamen Genesung brachte sie sich das Malen selbst bei, las viel und studierte die Kunst der Alten Meister. Die Malerei diente für Frida Kahlo als Mittel zum Ausdruck ihrer seelischen und körperlichen Qualen.

Zu Lebzeiten wurde Kahlo oft nur als die Frau an Diego Riveras Seite angesehen. Erst nach ihrem Tod im Jahr 1954 wurde ihrem Werk eine besondere Bedeutung zugesprochen. Heut gilt Frida Kahlo nicht nur als die mit Abstand bekannteste Malerin Mexikos, sondern auch als eine der bekanntesten Künstlerinnen weltweit.

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Helen Frankenthaler (1928-2011)

Helen Frankenthaler war eine der bedeutendsten Malerinnen des abstrakten Expressionismus. Oft wird ihren Bildern durch die Verwendung von farbigen und organischen Formen eine lyrische Qualität zugeschrieben.

Die Künstlerin wuchs in Manhattan auf und absolvierte ein Malereistudium an der Dalton School und am Bennington College. Ihre eindrucksvolle Karriere begann bereits 1952 mit der Ausstellung ihres Gemäldes Mountains and Sea aus dem gleichen Jahr. Das Werk begeisterte zahlreiche Kunstkritiker, u.a. der New York Times, und gilt heut als eines der bedeutendsten Werke der frühen Farbfeldmalerei.

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Frankenthaler gilt heute als Pionierin der Farbfeldmalerei. Dabei handelt es sich um einen Stil, bei dem große Farbflächen das Thema des Gemäldes bilden. Um den Effekt einer leuchtenden Farbfläche zu erzielen, verdünnte Frankenthaler ihre Farben mit Terpentin, bevor sie sie auf die ungrundierte Leinwand auftrug. Das Ergebnis dieser „Soak Stain“-Methode war eine fast aquarellartige Erscheinung mit organisch aufgebauten Farbschichten. Ihre und ähnliche Arbeiten wurden 1964 in die berühmte, vom Kunstkritiker Clement Greenberg kuratierte Ausstellung mit dem Titel Post-Painterly Abstraction aufgenommen. Heute sind ihre Arbeiten in den meisten großen amerikanischen Kunstmuseen zu finden.

Den Rekordpreis für ihre Arbeiten markiert seit 2020 das großformatige und 1975 entstandene Gemälde Royal Fireworks, welches für rund USD 7,9 Mio. den Besitzer wechselte.

Helen Frankenthaler, Tutti Frutti, (1966), via Wikimedia Commons

Marina Abramovic (1946 – heute)

Die serbische Performancekünstlerin Marina Abramović zählt mittlerweile zu den bekanntesten internationalen Performancekünstlerinnen der Avantgarde, die in den 1970er Jahren mit der Transformation des eigenen Körpers zur Kunstgattung experimentierten. Abramović nutzt körperliche Grenzerfahrungen als „Werkzeug“, um sich in ihren Performances mit politischen, kulturellen sowie persönlichen Themen auseinanderzusetzen.

So konzipierte die Künstlerin 1972 eine Reihe von ergreifenden Performance-Stücken, in welchen sie ihren Körper sowohl als Subjekt als auch als Medium einsetzt. Während ihrer Performance Rhythm 10 (1973) stach sie sich mit einem Messer in die Zwischenräume ihrer Finger. In Rhythm 0 (1974) stand sie sechs Stunden lang unbeweglich in einem Raum, welcher mit 72 Objekten ausgestattet war – von einer Rose bis zu einer geladenen Pistole. Das Publikum wurde dazu aufgefordert, diese Objekte nach Belieben zu benutzen. Diese Arbeiten lösten jedoch nicht aufgrund des Gefahren Faktors eine Kontroverse aus, sondern aufgrund Abramovićs gelegentlicher Nacktheit während der Performance. In der Folgezeit wurde Nacktheit ein regelmäßiges Element ihrer Arbeit.

Bis in die 1980er Jahre arbeitete die Künstlerin gemeinsam mit ihren Partner Ulay, einem deutschen Performancekünstler, zusammen. Ein Großteil ihrer gemeinsamen Arbeiten beschäftigte sich mit dem Thema der Geschlechteridentität. Am bekanntesten ist die Perfromance „Imponderabilia“ (1977), in der sich das Paar nackt in einem engen Museumseingang gegenüberstanden und so die Besucherinnen und Besucher gezwungen wurden, sich zwischen sie durchzuquetschen und im Zuge dessen zu entscheiden, wem von beiden sie gegenüberstehen wollten. Als sie 1988 beschlossen, ihre Beziehung zu beenden, markierten sie die Auflösung symbolisch mit einer Performance, die sich dadurch gestaltete, dass das Paar an den entgegengesetzten Enden der Chinesischen Mauer aus losgingen, um sich schließlich in der Mitte zu treffen und zu verabschieden.

2010 zog es rund 750.000 Menschen ins New Yorker Museum of Modern Arts, um ihre Performance „The Artist is Present“ mitzuerleben. Drei Monate lang saß die Künstlerin für sieben Stunden auf einem Stuhl, um Besucherinnern und Besuchern in die Augen zu blicken, um damit einen schweigenden, aber aus diesem Grund nicht weniger emotionalen Austausch zu gestalten.

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Fazit und weiterführende Informationen

In diesem Beitrag konnten wir nur eine kleine Auswahl an bedeutenden Künstlerinnen vorstellen. In der Vergangenheit sowie der Gegenwart gibt es noch viele andere spannende Frauen, die in der Kunst ihren Fußabdruck hinterließen und denen heute immer noch zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Abschließend daher noch zwei Tipps und eine Liste von weiteren großartigen Künstlerinnen. Wir freuen uns über Kommentare und Vorschläge, welche weiteren kunsthistorisch bedeutenden Künstlerinnen noch erwähnt werden sollen.

Weitere bedeutende Künstlerinnen

  • Hilma Af Klint (1862-1944)
  • Agnes Martin (1912-2004)
  • Amy Sherald (1973-heute)
  • Angelika Kauffmann (1741-1807)
  • Anni Albers (1899-1994)
  • Barbara Hepworth (1903-1975)
  • Bridget Riley (1931-heute)
  • Camille Claudel (1864-1943)
  • Candida Höfer (1944-heute)
  • Carmen Herrera (1915-heute)
  • Catarina van Hemessen (1527/28-1583)
  • Cindy Sherman (1954-heute)
  • Claude Cahun (1894-1954)
  • Dominique Gonzalez-Foerster (1965-heute)
  • Dorothea Tanning (1910-2012)
  • Dörte Helm (1898-1941)
  • Gabriele Münther (1877-1962)
  • Hanne Darboven (1941-2009)
  • Hilla Becher (1934-2015)
  • Irene Andessner (1954-heute)
  • Isa Genzken (1948-heute)
  • Jacoba van Nickelen (1690-1749)
  • Judith Leyster (1609-1660)
  • Kara Walker (1969-heute)
  • Katharina Grosse (1961-heute)
  • Käthe Kollwitz (1867-1945)
  • Lavinia Fontana (1552-1614)
  • Lea Grundig (1906-1977)
  • Lisa Reihana (1964-heute)
  • Louise Bourgeois (1911-2010)
  • Margaret MacDonald Mackintosh (1864-1933)
  • Margarete Schütte-Lihotzky (1897-2000)
  • Maria Lassnig (1919-2014)
  • Maria Sibylla Merian (1647-1717)
  • Marietta Robusti (1544/55-1590)
  • Mary Cassatt (1844-1926)
  • Meret Oppenheim (1913-1985)
  • Michaelina Wautier (1620-1682)
  • Niki de Saint Phalle (1930-2002)
  • Paula Modersohn-Becker (1876-1907)
  • Properzia de Rossi (1490-1530)
  • Rachel Ruysch (1664-1750)
  • Rosalba Carriera (1675-1757)
  • Sheila Hicks (1934-heute)
  • Sonia Delaunay-Terk (1885-1979)
  • Sophie Calle (1953-heute)
  • Teresa Margolles (1963-heute)
  • Tina Blau (1845-1916)
  • Unica Zürn (1916-1970)
  • Valie Export (1940-heute)
  • Yayoi Kusama (1929-heute)
  • Yoko Ono (1933-heute)
  • Zaha Hadid (1950-2016)

Um die zuvor erwähnte Lücke zu schließen, veröffentlicht u.a. Jeniffer Higgie einen Kunst-Podcast mit dem Titel Bow Down. Woman in Art, in dem sich sich mit Künstlerinnen beschäftigt, denen in der Vergangenheit zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet wurde. und bietet eine spannende Auseinandersetzung über die teils revolutionären Arbeiten dieser Künstlerinnen und deren Bereicherung für den Kunstmarkt.

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Die beiden Künstlerinnen Janine Mackenroth und Bianca Kennedy haben 2020, nach zweijähriger Recherchearbeit zum Ausstellungsbetrieb in Deutschland, das Buchprojekt „I Love Women in Art“ veröffentlicht. Im Jahr 1920 wurden erstmalig Frauen zum Studium an den deutschen Kunstakademien zugelassen. Exakt 100 Jahre später nahmen sich die beiden Künstlerinnen dieses Jubiläum zum Anlass, um 100 Kunstschaffende dazu einzuladen, je ein Kunstwerk einer Künstlerin vorzustellen. Weiterführende Informationen finden Sie hier.

Quellen:
https://artinwords.de/artemisia-gentileschi/
https://artinwords.de/beruehmte-kuenstlerinnen/
https://artinwords.de/sofonisba-anguissola/
https://artinwords.de/berthe-morisot/
http://www.artnet.de/k%C3%BCnstler/helen-frankenthaler/
http://www.artnet.de/k%C3%BCnstler/marina-abramovic/
https://www.britannica.com/biography/Frida-Kahlo
https://www.britannica.com/biography/Marina-Abramovic
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kunst/frauen-in-der-kunst-wir-mussten-die-kunstgeschichte-neu-erfinden-1545636-p2.html
https://www.lempertz.com/en/catalogues/artist-index/detail/werefkin-marianne-von.html
https://www.monopol-magazin.de/98-prozent-maennlich
https://de.wikipedia.org/wiki/Frauen_in_der_Kunst
https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%89lisabeth_Vig%C3%A9e-Lebrun
https://de.wikipedia.org/wiki/Rosa_Bonheur
https://de.wikipedia.org/wiki/Georgia_O%E2%80%99Keeffe
https://de.wikipedia.org/wiki/Marie-Gabrielle_Capet

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5 Kommentare

  1. Ein weiteres Exempel einer weiblichen Künstlerin wäre Gabriele Münter (1877-1962). Als Mitglied der Neuen Künstlervereinigung München und Lebensgefährtin von Wassily Kandinsky ist Münter eng mit dem deutschen Expressionismus vertraut. In enger Verbindung mit dem blauen Reiter war sie Zeugin der Entstehung eines neuen Stils des deutschen Expressionismus und versteckte in den Kriegsjahren des ersten Weltkrieges einen immensen Teil der Werke ihres Liebhabers Kandinsky, welche sie viele Jahre später, mit Werken aus eigener Hand dem Lenbachhaus in München im Zuge einer Schenkung überließ. Mit ihren Ausstellungen auf nationaler Ebene in Detuschland, sowie auch in Übersee in Amerika oder auch Skandinavien begeistert sie bis heute noch viele Kunstbegeisterte.

    1. Vielen Dank für die wunderbare Ergänzung! Eine großartige Künstlerin.

      1. Die Partnerin von Claude Cahun, Marcel Moore (Suzanne Malherbe), die Dada Künstlerin Elsa von Freytag-Loringhoven

  2. Aus meiner Sicht eine komplett rückwärts gerichtete Betrachtung . In den letzten Jahren haben viele großartige Künstlerinnen den Durchbruch geschafft. Kunst muss nach vorne sehen , nicht zurück. Besprochen wurde leider nicht eine der großartigsten Küstlerinnen: Louise Bourgeois ‘

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