Entstanden im Paris der 1920er Jahre zählt der Surrealismus heute zu den bedeutendsten künstlerischen Bewegungen des 20. Jahrhunderts. Nach den traumatischen Erlebnissen des 1. Weltkrieges setzten sich die Surrealisten zum Ziel, „den Schleier der Realität zu zerreißen“ und die Welt radikal zu verändern. Sigmund Freud, Begründer der Psychoanalyse, wurde zu einem wichtigen Vorbild vieler Surrealisten, indem sie seine psychoanalytischen Theorien auf das künstlerische Schaffen übertrugen. Unterbewusstes, Träume, unterdrückte Begierden und Rauschzustände verhalfen den Künstlern dazu, die gesellschaftlichen Konventionen hinter sich zu lassen und eine neue, surreale Wirklichkeit zu erschaffen. „Surrealismus“ bedeutet wörtlich „über dem Realismus“ – Adjektive, wie traumhaft, phantastisch und unwirklich werden dahingehend mit dieser Bewegung assoziiert.

Agenda

Entstehung des Surrealismus

Wie eingangs erwähnt, entstand der Surrealismus im Paris des frühen 20. Jahrhunderts. Eine Zeit, in der die Auswirkungen des 1. Weltkriegs die Bevölkerung fortwährend verfolgten, Sigmund Freud die Psychoanalyse begründete und die kommunistische Revolution in Russland tobte. Vor diesem Hintergrund versteht sich der Surrealismus jedoch nicht als Flucht aus der Realität, sondern als eine revolutionäre Bewegung, die zum Umdenken anregen und die Gesellschaft von den Fesseln ihrer gewohnten Denkmuster befreiten möchte. Diese Befreiung sollte dabei nicht nur Kunst und Ästhetik betreffen sondern auch Literatur, Philosophie und Politik. Unter Surrealismus versteht man somit eine geistige Haltung, die sich gegen traditionelle Normen richtet und deren Vertreter bis heute in verschiedenen Bereichen, wie der Literatur, der bildenden Kunst oder dem Film, zu finden sind.

Die Entstehung des Surrealismus ist eng mit der Arbeit einer Gruppe französischer Schriftsteller verbunden, zu deren wichtigsten Mitgliedern André Breton und Louis Aragon zählten. Traumatisiert von der Gewalt und den Erlebnissen im 1. Weltkrieg, begannen Breton und Aragon die bestehende Ordnung zu hinterfragen; Wenn traditionelle und rationale Denkweisen in einem Krieg gipfeln, dann ist es Zeit für eine Veränderung. Sie waren davon überzeugt, mit der Ablehnung rationaler Denkmuster einen erneuten Krieg verhindern zu können. Nach monatelangem, experimentellem Schreiben hatte Breton schließlich einen inspirierenden, surrealen Traum, der ihn dazu bewegte, sich mit dem Unbewussten, Irrationalen sowie den Theorien von Sigmund Freud zu befassen. Dabei nahm er an, dass die Menschen im Allgemeinen von Ängsten und Begierden getrieben sind, diese jedoch traditionell unterdrückten. Breton, Aragon und ihre befreundeten Schriftsteller kamen so zur Auffassung, dass die geordnete, westliche Gesellschaft das instinktive Handeln des Menschen unmöglich machte. Aus diesem Grund wurden Rausch- und insbesondere Traumerlebnisse dazu genutzt, künstlerische Eingebungen zu erlangen und sich von den moralischen Fesseln der Gesellschaft zu lösen. Ziel war es, das Bewusstsein und die Wirklichkeit des menschlichen Horizonts zu erweitern und so den Geist zu öffnen. 1924 verfasste Breton sein erstes Manifest des Surrealismus, mit dem er den Surrealismus als eigenständigen Kunststil begründet und die Ziele der Gruppe definiert.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Gegen Mitte der 1920er Jahre verlagerte sich der Fokus der surrealistischen Theorien von der Literatur auf die bildende Kunst. Künstler wie Max Ernst und André Masson begannen sich vom Dada abzuwenden und stattdessen mit den surrealistischen Ideen zu befassen. Anstatt dekorative Kunst zu schaffen, die rational und einfach zu verstehen ist, beschäftigten sich die Künstler mit dem Irrationalen bzw. Themen, die aus Sicht des Betrachters zunächst nur wenig Sinn machen oder gar schockieren. Dabei entwickelten sie gemeinsam neue Arbeitsweisen und Techniken. Inspiriert vom „Écriture automatique“, dem automatischen und nur vom Unterbewussten gelenktem Schreiben, begannen die Künstler auch „automatisch“ zu zeichnen. Häufig überließen sie die Kreative Schaffenskraft auch ihrem Material sowie dem Zufall, beispielsweise in den Arbeiten mit Klebstoff und Sand von André Masson, den Fotogrammen von Man Ray oder den Frottagen von Max Ernst.

Mit Bretons erstem Manifest sowie zahlreichen nachfolgenden Veröffentlichungen in Magazinen und Zeitschriften begannen sich die surrealistischen Theorien zunehmend auch international zu verbreiten. Immer mehr Künstler schlossen sich der Gruppe an. Über Breton und Masson gelangte der Katalane Joan Miró zum Surrealismus, der sich ebenso für neue Arbeitsweisen und -techniken interessierte. 1928 veröffentlichte Breton sein Buch „Le Surréalisme et la Peinture“ (Der Surrealismus und die Malerei). In diesem Werk versuchte er eine theoretische Begründung surrealistischer Malerei zu entwerfen und bezieht sich dabei auf die Arbeiten der Künstlergruppe von Max Ernst, Andre Masson und Joan Miro. Mit diesem Werk erklärte Breton den Surrealismus als die gegenwärtig einzig relevante und fortschrittliche Stilrichtung der Malerei.

Kurze Zeit später, im Jahr 1929, schließt sich neben Alberto Giacometti auch Salvador Dali der Künstlergruppe an. Dalí wird in dieser Phase zu einem wichtigen Mitglied der Bewegung, indem er dabei hilft eine Methode zu finden, bei der sich das Unbewusste mit der Realität verbindet. Dalí, als technisch brillanter Zeichner und Maler, bereitete den Surrealismus durch oft schockierende Visionen und Öffentlichkeitsarbeit für ein breiteres Publikum auf. Fortan war die surrealistische Bewegung nicht mehr aufzuhalten. Immer mehr Künstler setzen sich mit den surrealistischen Ideen auseinander, unter ihnen Koga Harue in Japan, Marion Adnans in England, der Österreicher Wolfgang Paalen oder der US-amerikanische Fotograf Man Ray.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wichtige Künstler des Surrealismus

  • Max Ernst (1891–1976)
  • André Masson (1896–1987)
  • Joan Miró (1893–1983)
  • René Magritte (1898–1967)
  • Salvador Dalí (1904–1989)
  • Yves Tanguy (1900–1955)
  • Leonora Carrington (1917–2011)
  • Frida Kahlo (1907-1954)
  • Leonor Fini (1907–1996)
  • Dorothea Tanning (1910–2012)
  • Wolfgang Paalen (1905–1959)

Merkmale surrealistischer Werke

Anders als beim Impressionismus oder dem Expressionismus ging es den Surrealisten nicht darum eine gemeinsame Formensprache zu entwickeln. Aufgrund der individuellen und sehr unterschiedlichen künstlerischen Ausdrucksweisen, lässt sich die surrealistische Malerei somit nur schwer kategorisch zusammenfassen. Was die Künstler jedoch verbindet ist ihre künstlerische Herangehensweise sowie ihr Bestreben, sich von traditionellen Konventionen in der Kunst zu lösen. Jeder Künstler suchte seine eigenen, individuellen Mittel zur Selbsterforschung und zum Ausdruck seiner Vorstellungen. Gemeinsam experimentierten sie mit neuen Medien, wie Fotografie und Film, oder entwickelten neue Techniken der Malerei. Bei letzterer werden im Surrealismus zwei wichtige Strömungen unterschieden; der paranoisch-kritische Surrealismus, mit seinen hyperrealistischen Motiven, sowie der abstrakte bzw. absolute Surrealismus.

Paranoisch-kritischer Surrealismus

Künstler wie Salvador Dalí, Yves Tanguy, René Magritte oder Koga Harue malten im hyperrealistischen Stil. Bei dieser Methode ist der Künstler weniger Erfinder als vielmehr ein Offenbarer, der vom Verstand nicht erfassbare Illusionen, mit hoher Präzision auf der Leinwand wiedergibt. Gegenstände oder Personen sind in den Werken klar erkennbar und stechen durch Form und Farbe hervor. Jedoch stehen sie in einem oft unnatürlichen Zusammenhang und erzeugen dadurch einen Verfremdungseffekt, der eine neue Ebene zur Interpretation eröffnet. Ausschlaggebend für die Motivik der Bilder ist das individuelle Seelenleben, die Stimmungen, Gedanken, vor allem aber auch die Träume des Künstlers. In ihrer Malweise unterscheiden sich Dali, Magritte, Harue und Tanguy jedoch deutlich. Während Dali in altmeisterlicher Manier sehr genau arbeitet und dabei kräftige Farben verwendet, fällt bspw. bei Magritte der eher grobe Pinselstrich auf. Zudem weisen die Arbeiten von René Magritte und Yves Tanguy häufig eine eher monochrome Farbpalette auf, die die traumhafte Wirkung ihrer Bilder unterstreicht.

Koga Harue, The Sea (1929), National Museum of Modern Art, Tokyo, via Wikipedia

Abstrakte bzw. absolute Surrealismus

Beeinflusst vom Kubismus und der abstrakten Malerei, befasst sich der absolute Surrealismus mit der möglichst direkten Übertragung des Unbewussten auf den Bildträger. Ermöglicht wird dies durch eine neue Arbeitsmethode, den Automatismus. Der Automatismus kennzeichnet sich dadurch, dass die Künstler möglichst schnell und intuitiv zu arbeiten. So lassen die Künstler rationalen Überlegungen keine Zeit und versuchen stattdessen das Unbewusste und Übernatürliche, das jeder in sich trägt, auf die Leinwand zu bringen. Beim absoluten Surrealismus beansprucht das Unbewusste somit eine Doppelposition, indem es als zentrales Sujet des Kunstwerks  agiert, gleichzeitig jedoch Teil des Darstellungsprozesses wird. Häufig finden sich hier organische, ungegenständliche Formen, wie beispielsweise in den Arbeiten von Max Ernst, André Masson, Wolfgang Paalen oder Joan Miro.

Wolfgang Paalen, Les étrangers (1937), Archiv Paalen, Succession Wolfgang Paalen, Berlin via Wikimedia Commons)

Wie zuvor erwähnt, experimentierten die Surrealisten auch mit neuen Arbeitsweisen und Medien und dehnten so den Kunstbegriff immer weiter aus. Sie entwickelten aber auch neue Maltechniken für ihre Werke:.

  • Frottage: Der Begriff „Frottage“ wird von dem französischen Verb „frotter“ (= „reiben“) abgeleitet und bedeutet wörtlich Abreibung. Max Ernst entdeckte dieses alte chinesische Verfahren in den 20er Jahren neu und adaptierte es für seine Kunst. Die Vorgehensweise der Frottage gestaltet sich insofern, dass die Oberflächenstruktur eines Gegenstandes oder Materials durch Abreiben mit Kreide oder Bleistift auf ein darüber liegendes Papier übertragen wird.
  • Collage: Indem verschiedene Elemente auf eine Unterlage aufgeklebt werden, wird somit ein neues Ganzes Erschaffen. Der Begriff stammt ebenfalls aus dem Französischen und leitet sich aus dem Verb „coller“ (= leimen, kleben) ab.
  • Grattage: Bei der Technik der Grattage werden mindestens zwei Farbschichten übereinander aufgetragen und in einem weiteren Schritt die unteren Schichten freigekratzt.
 Frida Kahlo, Las dos Fridas (1939), Foto via Wikimedia Commons

Welcher Einfluss ging vom Surrealismus aus?

Der Surrealismus gilt heute als eine der einflussreichsten Bewegungen des 20. Jahrhunderts. Künstler dieser Strömung gaben dem Publikum die Möglichkeit, eine neue und unkonventionelle Seite der Kunst kennenzulernen. Der Einfluss des Surrealismus zeigt sich auch heute noch in der zeitgenössischen Kunst. Noch immer halten noch viele Künstler die surrealistische Tradition aufrecht und ermöglich durch die Darstellung ihres Unbewussten, das Erbe der Surrealisten unabhängig vom Medium weiterleben zu lassen.

1936 zeigte das Museum of Modern Art in New York die Ausstellung „Fantastic Art, Dada, Surrealism“, die viele amerikanische Künstler beeindruckte. Bedingt durch die politischen Veränderungen im Europa der 1930er Jahre, zog es viele europäische Künstler nach New York. Binnen kurzer Zeit entwickelte sich die Stadt zum neuen Treffpunkt für die Avantgarde. 1942 eröffnete Peggy Guggenheims ihr Museum Art of This Century in New York und präsentierte über 170 Werke, u.a. der Kubisten um Pablo Picasso, Georges Braque und Fernand Leger sowie der Surrealisten wie Joan Miro und Max Ernst, sowie der jungen Künstler Wolfgang Paalen und Yves Tanguy. Die Begegnung und gegenseitige Beeinflussung emigrierter europäischer Künstler mit jungen amerikanischen Malern führte zu zahlreichen Weiterentwicklungen wie dem Abstrakten Expressionismus. Jackson Pollock beispielsweise begannen in der Folge ebenfalls mit dem Automatismus und dem Zufall zu experimentieren, was ihn später zu seiner berühmten Dripping-Technik führen sollte. Auch Mark Rothko ist von den Arbeiten der Surrealisten beeindruckt und setzte sich in den frühen 1940er Jahren intensiv mit biomorphen Figuren und der Abstraktion in Form schwebender Farbfelder auseinander.

Der Surrealismus wurde oft mit der Arbeit männlicher Künstler verbunden, die Frauen oft als wilde „Andere“ darstellten, die der kultivierten, rationalen Welt angehören. Neuere Erkenntnisse zur Kunstgeschichte haben dieses Bild jedoch korrigiert. So zeigt die Forschung, dass bereits 1930 auch zahlreiche Frauen im Kreis der Surrealisten aktiv waren und sich in ihrer Arbeit mit den Geschlechterstereotypen befassten. Während sich Künstler wie Magritte oder Dalí in ihrem Werk oft auf die traditionelle Rolle der Frau als Muse konzentrierte, thematisierten Künstlerinnen wie Claude Cahun, Lee Miller, Leonora Carrington und Dorothea Tanning in ihrer Kunst die problematische Übernahme der Freudschen Psychoanalyse, die Frauen oft als monströs darstellte.

https://www.youtube.com/watch?v=nBK-a9TaRis&ab_channel=Dokusaus2017

Surrealismus und Kunstmarkt

Anders als beispielsweise beim Expressionismus, bei dem sich ein Großteil der Verkäufe auf den deutschsprachigen Raum konzentriert, ist der Markt für Werke des Surrealismus stark international geprägt. Gemälde, Arbeiten auf Papier sowie Editionen der bekannten Vertreter werden regelmäßig in Paris, London und New York gehandelt, sowohl von Auktionshäusern als auch von Galerien.

Mit einem Anteil von knapp 80 Prozent werden Druckgrafiken der Surrealisten mit Abstand am häufigsten gehandelt. Eine wichtige Rolle spielen hierbei insbesondere Arbeiten von Joan Miro und Salvador Dali, die mit einem Marktanteil von 41,6% bzw. 37% klar hervorstechen. Preislich bewegen sich diese Grafiken zumeist zwischen 400 und 3.000 Euro, erreichen bei frühen und originalen Drucken mitunter aber auch Verkaufspreise im fünf- bis sechsstelligen Bereich.

Rekordpreise

Betrachtet man die Auktionsergebnisse der letzten Jahre genauer, sticht ein Künstler besonders heraus – Joan Miro. Sowohl bei den Gemälden als auch im Bereich der Zeichnungen und Aquarelle führt der Katalane die Liste der teuersten surrealistischen Kunstwerke an. Den aktuellen Rekord markiert derzeit sein Gemälde Peinture (Etoile Bleue) aus dem Jahr 1927, das 2012 in London ein Höchstgebot von 21 Mio. GBP (rund 26 Mio. EUR) erzielen konnte. Laut Artprice.com zahlte der erfolgreiche Käufer inklusive Auktionsgebühren einen Kaufpreis von über €29,2 Mio. EUR.

5 teuerste surrealistische Gemälde

KünstlerWerkZuschlagspreis
Joan MiroPeinture (Etoile Bleue) (1927)26,0 Mio.  EUR
Joan MiroPeinture (Femme au chapeau rouge) (1927)21,4 Mio. EUR
Rene MagritteLe principe du plaisir (1937)20,9 Mio. EUR
Rene MagritteA la rencontre du plaisir (1962)19,5 Mio. EUR
Rene MagritteLe lieu commun (1964)18,7 Mio. EUR
Quelle: Artprice.com

Zwar kommen Gemälde von Max Ernst und André Masson deutlich häufiger unter den Hammer als jene anderer Surrealisten, preislich bewegen sich diese jedoch auf einem etwas niedrigeren Niveau. Während das teuerste Gemälde von André Masson (Gradiva von 1939) für knapp über 2 Mio. EUR den Besitzer wechselte, liegt der aktuelle Rekord für ein Gemälde von Max Ernst derzeit bei 10,2 Mio. EUR. The Stolen Mirror von 1941 wurde 2011 in New York erfolgreich verkauft. Als die Arbeit 2016 in London erneut unter den Hammer kam, erzielte es jedoch nur mehr einen Zuschlag von 8,9 Mio. EUR.

Bei den Künstlerinnen sind insbesondere die Arbeiten von Frida Kahlo und Leonora Carrington gefragt. Zwar kommen diese vergleichsweise selten unter den Hammer – Gemälde von Frida Kahlo wurden bisher nur 34 mal versteigert, Gemälde von Leonora Carrington immerhin 230 mal – erzielen aber dennoch stattliche Preise. So wechselte Dos desnudos en el bosque (La tierra misma) von Frida Kahlo erst 2016, für rd. 7,0 Mio. EUR (inkl. Aufgeld), den Besitzer.

5 teuerste surrealistische Zeichnungen und Aquarelle

Ein interessantes Bild zeigt sich bei den Zeichnungen und Aquarellen, wo gleich fünf Werke von Joan Miro die Liste der Rekorde anführen. Bei der derzeit teuersten Arbeit handelt es sich um die Gouache Femme et oiseaux von 1940. Im Sommer 2017 wurde diese in London versteigert und erzielte einen Zuschlagspreis von 21,7 Mio. GBP, was ca. 24,7 Mio. EUR entspricht. Femme et oiseaux ist das achte aus einer Reihe von dreiundzwanzig Werken, die unter dem Sammelbegriff „Constellations“ bekannt sind und in den Jahren 1940 bis 1941 entstanden. Die Arbeiten dieser Werkgruppe zählen zu Meisterwerken in Miros produktiven Oeuvres und verfügen über „…ein ausgesprochen hohes Maß an Poesie“, wie der Künstler selbst dazu festhielt.

KünstlerWerkZuschlagspreis
Joan MiroFemme et oiseaux (1940) 24,7 Mio. EUR
Joan MiroPortrait de Mme K. (1924) 12,8 Mio. EUR
Joan MiroDanseuse espagnole (1924) 9,0 Mio. EUR
Joan MiroLe coq (1940)8,7 Mio. EUR
Joan MiroLe fermier et son épouse (1936)6,3 Mio. EUR
Quelle: Artprice.com

Arbeiten von Magritte, Dali und anderen Surrealisten erreichen diese Preisdimensionen nur selten. Rene Magrittes Le Maitre d’ecole aus 1955, gilt bis dato als dessen teuerste Arbeit auf Papier und erzielte 2015 einen Zuschlag in Höhe von 5,3 Mio. EUR. Vergleichsweise deutlich niedriger rangiert Salvador Dalis Le voyage fantastique  aus 1965. Die Gouache wurde 2016 für rund 1,6 Mio. EUR an den Höchstbieter verkauft.

Zusammenfassung

Gerade im mittleren Marktsegment hat die Dynamik in den letzten Jahren deutlich nachgelassen und wurden nur selten neue Höchstpreise erzielt. Viele der Arbeiten, egal ob von Joan Miro, Max Ernst oder Salvador Dali, konnten die in sie gesetzten Erwartungen bzw. ihre unteren Schätzungen nur knapp erreichen. Auch im oberen Segment konnten die neuesten Ergebnisse nicht mit den bestehenden Rekorden mithalten bzw. diese gar übertreffen. Aus unserer Sicht trifft hier ein begrenztes Angebot an hochwertigen Objekten auf eine leicht gesunkene Nachfrage nach surrealistischer Kunst. Die Preise bewegen sich derzeit eher seitwärts, als dass neue Rekorde erzielt würden.

Erst 2020 wurde ein frühes Meisterwerk von Joan Miro Peinture (Femme au chapeau rouge), Nummer 2 in der Liste der teuersten surrealistischen Gemälde, versteigert. Dabei erzielte das Gemälde zwar mit 21,4 Mio. EUR den dritthöchsten Preis, der je für ein Werk Joan Miro gezahlt wurde. Das Ergebnis blieb jedoch leicht unter dem unteren Schätzpreis von 22 Mio. EUR und sogar deutlich vom bisherigen Rekordpreis für Werke des Künstlers (26,0 Mio. EUR) entfernt.

Quellen

Farthing, Stephen (2017): Kunst. Die ganze Geschichte. DuMont Buchverlag, Köln.

https://www.britannica.com/art/Surrealism
https://artinwords.de/surrealismus/
https://www.hisour.com/de/influences-of-surrealism-35135/
https://www.kunst-zeiten.de/Surrealismus-Allgemein
https://mymodernmet.com/what-is-surrealism-definition/
https://de.wikipedia.org/wiki/Surrealismus
https://www.wikiart.org/en/paintings-by-style/surrealism
https://www.theartstory.org/movement/surrealism/
https://www.nga.gov/features/mark-rothko/mark-rothko-early-years.html


Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert