Private Sale im Kunstmarkt

Beim Stichwort Kunstmarkt denken viele zunächst an aufwendig inszenierte Auktionen und exklusive Events in den Kunstmetropolen der Welt. Weniger bekannt ist jedoch, dass einige der größten Kunstverkäufe der letzten Jahre diskret und unter Ausschluss der Öffentlichkeit, im Rahmen sogenannter Privat Sales, stattfanden. Das Interesse an dieser Verkaufsart ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Dennoch wissen viele Sammler noch immer wenig über die Vor- und Nachteile des Private Sale im Kunstbereich. Mit diesem Beitrag möchten Ihnen einen Überblick geben und auf die wichtigsten Fragen rund um das Thema Private Sale näher eingehen.

Agenda

  1. Was bedeutet Private Sale?
  2. Wer beauftragt den Private Sale?
  3. Welche Vorteile bietet der Privatverkauf?
  4. Für welche Kunstwerke eignet sich der Private Sale?
  5. Die 10 größten Privatverkäufe im Kunstbereich
  6. Welche Kosten entstehen beim Private Sale?
  7. Welche Gefahren bestehen beim Private Sale?
  8. Wahl des richtigen Private Sale Partners

1. Was bedeutet Private Sale?

Private Sale (dt. Privatverkauf) bezeichnet im Kunstmarkt den Kauf und Verkauf von Kunstobjekten unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Im Gegensatz zu Auktion und Kunstmesse, wird das Werk dabei nicht einem breiten Publikum präsentiert und zum Kauf angeboten, sondern lediglich einem kleinen, handverlesenen Kreis potenzieller Interessenten.

Ursprünglich stellt der Private Sale das ureigene Terrain des Kunsthandels und eine diskrete Alternative zur Kunstauktion dar. Nach Jahren der großen Spektakel und aufwendig inszenierten Auktionen, bevorzugen inzwischen mehr und mehr Sammler diesen Weg, um sich abseits des medialen Rampenlichts von einzelnen Objekten zu trennen oder ihre Sammlung gezielt zu erweitern. Durch das gestiegene Interesse an dieser Verkaufsform sind es inzwischen nicht mehr nur Kunsthändler und Galeristen, die Private Sale als Service anbieten. Auch Auktionshäuser und Kunstberater haben diesen Teil des Kunstmarktes für sich entdeckt und entsprechende Leistungen in ihr Programm aufgenommen.

2. Wer beauftragt den Private Sale?

Die Beauftragung von Private Sales kann sowohl durch Käufer als auch durch Verkäufer stattfinden. Einerseits wenden sich kaufinteressierte Sammler an entsprechende Private Sale Vermittler, die für sie am Markt gezielt nach Objekten suchen. Dadurch kann die eigene Sammlung gezielt erweitert werden, ohne dass andere Sammler, Investoren oder Galerien davon erfahren. Zum anderen werden zahlreiche Private Sales von Verkäufern beauftragt, die sich abseits der Öffentlichkeit von einzelnen Kunstwerken trennen möchten. Auf der Verkäuferseite finden sich neben privaten Kunstsammlern daher häufig auch Stiftungen, Erbengemeinschaften, öffentliche Museen oder institutionelle Investoren, die Wert auf eine diskreten Verkaufsabwicklung legen.

Paul Cezanne, Zwei Kartenspieler (1892-93) (Foto: The Yorck Project via Wikipedia) – verkauft 2011 für 250 Mio. USD

3. Welche Vorteile bietet der Privatverkauf?

Es gibt verschiedene Gründe, die für den Privatkauf und -verkauf von Kunstwerken sprechen. Die vier wichtigsten möchten wir Ihnen kurz vorstellen.

a) Diskretion

Eines der Hauptargumente für den Private Sale ist der nichtöffentliche Charakter dieser Vermittlung und damit verbunden der Schutz der Privatsphäre. Verkäufer können sich von Kunstwerken trennen, ohne dass Dritte von der Transaktion Kenntnis nehmen und ein Vertrauensverlust bei befreundeten Galerien und Künstlern zu befürchten ist. Käufer hingegen können gezielt ihre Sammlung erweitern ohne, dass ihre Interessen allzu öffentlich werden.

b) Schutz der Marktfrische

Ein weiterer Vorteil eines professionell durchgeführten Privat Sales ist der Schutz der Marktfrische des jeweiligen Kunstobjektes. Da das Werk nur handverlesenen Interessenten angeboten wird, behält es selbst dann seinen exklusiven Status, wenn sich im Rahmen des Privatverkaufs kein Käufer findet. Der misslungene Verkaufsversuch wird nicht öffentlich dokumentiert, wodurch der Marktwert des Kunstwerkes geschützt wird. Der Verkäufer hat somit die Möglichkeit, sein Werk zu einem späteren Zeitpunkt, zum gleichen Preis, über andere Kanäle anzubieten.

c) Höhere Ertragsmöglichkeiten beim Wiederverkauf

Der Erhalt der Marktfrische ist auch für Käufer von Bedeutung. Seit Mitte der 1980er Jahre erfassen Datenbanken wie artprice und artnet systematisch die Ergebnisse von tausenden Kunstauktionen weltweit und veröffentlichen diese im Internet. Die gestiegene Preistransparenz führt dazu, dass die Ertragsmöglichkeiten im Falle eines späteren Wiederverkaufs zumeist deutlich eingeschränkt werden. Um die Chance auf einen profitablen Wiederverkauf zu wahren, bevorzugen daher nicht nur Investoren, sondern zunehmend auch Privatsammler den diskreten Kauf via Private Sale.

d) Individueller Ablauf ohne zeitliche Bindung

So einzigartig wie das Kunstwerk selbst, so individuell gestaltet sich auch dessen Verkaufsprozess. Beim Private Sale gibt es keine festgelegten Termine, an denen der Kauf bzw. Verkauf stattfindet und nach denen sich die Marktteilnehmer richten müssen. Stattdessen wird der Ablauf in Abstimmung mit dem persönlichen Berater festgelegt und werden einzelne Etappenziele definiert. Das konkrete Vorgehen beim Private Sale richtet sich sowohl nach den Bedürfnissen des Auftraggebers, den besonderen Anforderungen des Kunstwerkes sowie strategischen Überlegungen. Unter Umständen kann das Kunstwerk so auch mit dem richtigen Vermittler binnen weniger Tage den Besitzer wechseln.

4. Für welche Kunstwerke eignet sich der Private Sale?

Private Sales finden in sämtlichen Bereichen des Kunstmarktes statt, von Alten Meistern bis zur zeitgenössischen Kunst, von Malerei und Skulptur bis hin zur Fotografie. Neben Werken bekannter Vertreter des Impressionismus und Expressionismus wechselten in den letzten Jahren auch immer mehr zeitgenössische Arbeiten via Private Sale den Besitzer. Dabei verzeichneten zuletzt insbesondere die Segmenten unterhalb von 300.000 EUR sowie oberhalb von 20 Mio. EUR ein steigendes Interesse. Die Einstiegsschwelle für den diskreten Privatverkauf liegt i.d.R. bei einem Verkaufswert von mindestens 50.000 EUR.

Paul Gaugin, Wann heiratest du? (1892) (Foto: Beyeler Foundation via Wikipedia) – verkauft 2014 für 210 Mio. USD

5. Die 10 größten Privatverkäufe im Kunstbereich

Trotz der diskreten Abwicklung kommt es immer wieder vor, dass Details zu Privatverkäufen an die Öffentlichkeit dringen. Die Top 10 der privat verkauften Kunstwerke führt aktuell das abstrakte Landschaftsgemälde „Interchange“ von Willem de Kooning an, das 2015 für $300 Mio. an den in Chicago ansässigen Hedgefond-Manager Kenneth C. Griffin verkauft wurde.

KünstlerWerkVerkauft für
Willem de KooningInterchange (1955) 🡕rd. 300 Mio. USD
Paul CézanneDie Kartenspieler (1892-93) 🡕250 Mio. USD
Andy WarholOrange Marylin (1964)250 Mio. USD
Paul GauginNafea Faa Ipoipo (Wann heiratest du?) (1892)210 Mio. USD
Jackson PollockNumber 17A (1948) 🡕200 Mio. USD
Mark RothkoNo. 6 (Violet, Green and Red) (1951) 🡕186 Mio. USD
Gustav KlimtWasserschlagen II (1904-07)183 Mio. USD
RembrandtPendant portraits of Maerten Soolmans and Oopjen Coppit (1634) 🡕180 Mio. USD
Roy LichtensteinMasterpiece (1962) 🡕165 Mio. USD
Pablo PicassoLe Rêve (1932) 🡕155 Mio. USD
Quellen: Wikipedia, DerStandard, eigene Recherche. Stand: September 2020
Gustav Klimt, Wasserschlagen II (1907) (Foto: Wikipedia) – verkauft 2013 für 183 Mio. USD

6. Welche Kosten entstehen beim Private Sale?

Die Kosten für die Vermittlung beim Private Sale ähneln stark den Kosten der Kunstauktion, wobei in der Regel größere Freiheit bei der Verhandlung einzelner Positionen besteht. Generell trägt der Verkäufer die Kosten für verkaufsfördernde und wertsteigernde Maßnahmen, wie beispielsweise die Reinigung und Restaurierung des Werkes. Zudem ist eine Verkaufsprovision zwischen 5% und 15% des Verkaufspreises nicht unüblich. Der Käufer hingegen zahlt zusätzlich zum vereinbarten Preis eine Vermittlungsgebühr bzw. Provision. Diese ist vergleichbar mit dem Aufgeld in der Auktion und beträgt, in Abhängigkeit des erzielten Verkaufspreises, zumeist 5% bis 35% desselben.

7. Welche Gefahren bestehen beim Private Sale?

Eines der Hauptrisiken beim Private Sale besteht in der ungewollten Veröffentlichung von Details zur Transaktion. Damit verliert das Werk zum einen seine Marktfrische, zum anderen reduziert sich, wie oben bereits skizziert, dessen Ertragsmöglichkeit im Falle einer späteren Veräußerung. Zudem kann die Veröffentlichung von Details zu einem Vertrauensbruch zwischen Verkäufer und Künstler bzw. Galerie führen.

So berichtete die New York Times 2010 über ein Gerichtsverfahren zwischen dem in Miami ansässigen Kunstsammler Craig Roberts und der New Yorker Galerie David Zwirner. Roberts gab an, die Galerie 2004 mit dem diskreten Verkauf eines Gemäldes der hochgelobten, südafrikanischen Künstlerin Marlene Dumas beauftragt zu haben. Dennoch wurden Details zum Verkauf öffentlich, was laut Roberts zur Folge hatte, dass die Künstlerin seinen Namen auf eine „Blacklist“ setzte und er von zukünftigen Käufen ausgeschlossen ist.

Ein weiteres Risiko beim Private Sale besteht durch unklare Regelungen der vertraglichen Details. Während beispielsweise beim Auktionskauf konkrete Versteigerungsbedingungen zugrunde liegen, ist beim Private Sale zunächst einmal nichts geregelt. Kommen die beteiligten Parteien aus unterschiedlichen Ländern und Jurisdiktionen, so besteht unter Umständen sogar Unklarheit darüber, welches Recht anzuwenden ist. Details zu Haftungsrisiken, Provisionen und Verpflichtungen bezüglich der Verschwiegenheit sollten daher vorab geklärt und in den Verträgen verschriftlicht werden.

Vincent Van Gogh, Getreidefeld mit Zypressen (1889) (Foto: National Gallery London via Wikipedia) – verkauft 1993 für 57 Mio. USD

8. Wahl des richtigen Partners

Um die Chance einer erfolgreichen Vermittlung zu erhöhen sollten Sie bei der Wahl des Vermittlers sorgfältig vorgehen. So gibt es unzählige Anbieter, die mehr oder weniger explizit Leistungen zum Privatverkauf von Kunstwerken anbieten. Die Qualität der Angebote unterscheidet sich jedoch bisweilen erheblich. Während einige Anbieter sich mit der persönlichen Vermittlung einzelner Objekte befassen und individuell auf die Bedürfnisse ihrer Käufer und Verkäufer eingehen, stellen andere die Werke lediglich auf ihre Webseite.

Generell empfehlen wir den Weg zum Spezialisten, der den Künstler und sein Oeuvre gut kennt sowie regelmäßig mit dessen Arbeiten handelt. Durch die Fokussierung auf bestimmte Künstler und Teilbereiche des Kunstmarktes verfügen spezialisierte Anbieter nicht nur über fundierteres Fachwissen, sondern besitzen auch die nötigen Kontakte, um Werke zeitnah zu vermitteln. Informieren Sie sich daher vorab genau über die Referenzen und geplanten Maßnahmen des jeweiligen Anbieters und achten Sie in jedem Falle darauf, dass die Details zu Provision, Zeitrahmen, Geheimhaltung etc. vertraglich festgehalten werden.

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Quellen:
Aigner, S. (2019): Private Sales. Das Geheime Geschäft mit der Kunst. In: Parnass Magazin, 2/2019, Wien, S. 194-195.
Boll, D. (2004): Der Kampf um die Kunst. Handel und Auktionen positionieren sich am Kunstmarkt. Dissertation, Institut für Kulturmanagement der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, Ludwigsburg.
Boll, D. (2014): Distributionssystem und Ereignis: Die Auktion auf dem internationalen Kunstmarkt. In: Hausmann, A. (Hrsg.): Handbuch Kunstmarkt. Akteure, Management und Vermittlung. transcript Verlag, Bielefeld.
Ganteführer, F. (2014): Kunst und Steuern. In: Hausmann, A. (Hrsg.): Handbuch Kunstmarkt. Akteure, Management und Vermittlung. transcript Verlag, Bielefeld, S. 361-380.
Robertson, I.; Chong, D. (2008): The Art Business. Routledge, London und New York.

https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_most_expensive_paintings
https://www.artnews.com/art-news/news/how-private-are-private-art-sales-968/
https://www.artsy.net/article/artsy-editorial-auction-houses-attract-collectors-private-sales-three-key-reasons
https://www.artsy.net/article/artsy-editorial-secret-brokers-high-end-art-deals
https://www.barrons.com/articles/BL-PENTAB-208
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https://www.derstandard.at/story/2000072602101/kunst-deals-unter-milliardaeren
https://www.nytimes.com/2010/04/17/arts/design/17blacklisting.html
https://www.slb-law.de/de/aktuelles/kunstrecht/private-sale-kunstverkauf.html
https://www.sueddeutsche.de/kultur/privatverkaeufe-statt-auktionen-im-stillen-1.4887209
https://www.theartnewspaper.com/news/behind-closed-doors-private-sales-prosper
https://www.theartnewspaper.com/news/what-is-sotheby-s-doing-to-win-private-sales
https://www.zeit.de/2019/04/private-sales-christies-sothebys-kunstmarkt


Titelbild: W&K – Wienerroither & Kohlbacher, Ausstellung Max Weiler (www.w-k.art)

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