Titelbild Kunstauktion

Das mediale Interesse an Kunstauktionen ist groß. Häufig liest man von Rekordsummen, die Sammler für einzelne Kunstwerke zahlen. Die Kunstauktionen umgibt eine Aura des Erfolgs, des Elitären und Glamourösen. Mit diesem Beitrag wollen wir einen kleinen Blick hinter die Kulissen von Kunstauktionen werfen, interessante Rekorde vorstellen, aber auch einige Einblicke vermitteln, die oft nur Kennern des Kunstmarktes bekannt sind.

Teuerstes jemals versteigertes Kunstwerk

Den aktuellen Rekord für das teuerste jemals versteigerte Kunstwerk markiert das Gemälde „Salvador Mundi“ von Leonardo da Vinci. Ursprünglich von Christie’s auf die beachtliche Summe von $100,0 Mio. geschätzt, entbrannte am Tag der Auktion ein regelrechtes Gefecht unter den Bietern. Am Ende wurde das Gemälde, welches um das Jahr 1500 entstand, zum Rekordpreis von $400,0 Mio. an den Meistbieter zugeschlagen. Inklusive Aufgeld beläuft sich der Verkaufspreis auf $450,3 Mio., womit das Gemälde seither die Liste der teuersten Kunstwerke anführt.

Interessant ist an dieser Stelle zu erwähnen, dass sich die Wissenschaft noch immer nicht einig darüber ist, ob das Bild tatsächlich aus der Hand des Meisters stammt. Regelmäßig werden neue Studien und Erkenntnisse präsentiert, die mal in die eine, mal die andere Richtung weisen.

Leonardo da Vinci, Salvator Mundi (c. 1500), artdaily.org via Wikimedia Commons (Public Domain)

Ältestes Auktionshaus

Bereits im alten Rom wurden Kunstgegenstände versteigert. Im Jahr 1845 entdeckte man bei Ausgrabungen in Pompeji Quittungen des Bankiers und Auktionators Lucius Caecilius Iucundu, der vor etwa 2000 Jahren neben Lebensmitteln, Sklaven und Bräuten auch seltene Kunstgegenstände an die Meistbietenden verkaufte.

Moderne Auktionshäuser gibt es seit über 300 Jahren. Gegründet 1674 gilt Stockholms Auktionsverk als ältestes noch bestehendes Auktionshaus der Welt, gefolgt vom Dorotheum Wien, das seit 1707 existiert. Im Jahr 1766 gründete James Christie in London das erste Auktionshaus, das sich auf Werke der Bildenden und Angewandten Kunst spezialisierte. Inzwischen versteigert Christie’s aber auch andere Waren wie Wein, Uhren, Antiquitäten und Teppiche.

Screenshot: Stockholms Auktionsverk, www.auktionsverket.com

Online Auktionen liegen im Trend

Nicht zuletzt aufgrund der Corona Pandemie ist das Interesse an Online Auktionen deutlich gestiegen. Der digitale Verkaufskanal erfreut sich zunehmender Beliebtheit insb. unter jungen Sammlern. Mehr als jedes fünfte Los (22%) wurde 2020 im Rahmen von online Auktionen verkauft, was einer Verdoppelung gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Attraktiv ist dieses Verkaufsformat insbesondere im unteren Preissegment. Rund 71% der online versteigerten Kunstwerke wechseln für weniger als $5.000 den Besitzer, rund 95% unter $50.000. Für das obere Preissegment ab rd. $1 Mio. sind reine Online Auktionen weniger geeignet. Nur etwa 1 von 2000 Kunstwerken (0,05%) erzielte 2020 online ein Ergebnis von über $1 Million.

Transparenz der Auktionsergebnisse

Kunstauktionen finden in aller Regel öffentlich statt. Seit den 1980er Jahren erfassen Anbieter wie Artprice und Artnet systematisch die Ergebnisse tausender Auktionshäuser weltweit und veröffentlichen diese inkl. Abbildung im Internet. Jeder Erfolg aber auch Misserfolg bei der Auktion wird genau dokumentiert. Die so geschaffene Transparenz ist jedoch ein zweischneidiges Schwert.

Kaufinteressierten ist es möglich, mit wenigen Klicks historische Verkaufsergebnisse zu recherchieren und die Preisentwicklung der letzten Jahrzehnte nachzuverfolgen. Für den Verkäufer bzw. die Verkäuferin hat die Transparenz jedoch zur Folge, dass das Verkaufspotenzial des Kunstwerkes mitunter eingeschränkt wird, da niedrige Referenzpreise für vergleichbare Werk vorliegen. Die Transparenz der Auktionsergebnisse ist daher mit ein Grund, weshalb in den letzten Jahren mehr und mehr Käufer und (potenzielle) Verkäufer die diskrete Vermittlung von Kunstwerken im Rahmen von Private Sales bevorzugen.

Screenshot: Artprice, www.artprice.com

Noch eine Anmerkung; Wer glaubt, dass diese Transparenz mit dem wirklichen Marktpreisen zu tun hat, irrt sich. Das Zustandekommen von Auktionsergebnissen hängt von zahlreichen Faktoren ab, wodurch das Auktionsergebnis nur eine Momentaufnahme darstellt. Was im Rahmen von Bietergefecht preislich hoch getrieben wird, das gibt es nicht selten preiswerter und in vergleichbarer Qualität auch im Kunsthandel und bei Galerien zu erwerben. Mitunter genügt es auch, dass nur ein einzelner Bieter bzw. eine Bieterin das Interesse verliert oder verhindert ist, weil sich beispielsweise der Flug verspätet, und so selbst Meisterwerke unverkauft bleiben.

Gebühren von teilweise über 40 Prozent

War es bis Mitte der 1970er Jahre noch so, dass Auktionshäuser ihren Erlös überwiegend durch das Abgeld bzw. die Einlieferungsgebühr erwirtschafteten, werden inzwischen auch Käuferinnen und Käufer zur Kasse gebeten.

Im europäischen Schnitt beträgt die Vermittlungsgebühr (Aufgeld), die erfolgreiche Käufer zusätzlich zu ihrem Gebot zu zahlen haben, 25%. Bei teuren Kunstwerken, wie dem Salvador Mundi von Leonardo Davinci (siehe oben) beispielsweise nur rd. 12,5 Prozent, bei günstigeren Arbeiten hingegen mitunter bis zu 35%. Auch Verkäufer zahlen für die Vermittlung durch das Auktionshaus Gebühren (Abgeld) in Höhe von 10% bis 25% des Hammerpreises. Hinzu kommen Versicherung, Erfolgsprovision, Kataloggebühr etc.

So summieren sich die Auktionsgebühren bzw. die Marge des Auktionshauses teilweise auf über 40% des Höchstgebotes. Einen umfassenden Überblick der wichtigsten Auktionskosten inkl. Beispielrechnung finden Sie hier: Übersicht Auktionskosten

Auktionshäuser sind  Generalisten

Obwohl wenn man in den Medien meist von „Experten“ und „Spezialisten“ liest, sind viele Auktionshäusern bei genauerer Betrachtung doch Generalisten, die mit einem breiten Spektrum an Werken und Künstlern handeln. So kommen neben Gemälden Alter Meister auch Zeichnungen der Moderne, zeitgenössische Fotografie oder auch digitale Kunstwerke unter den Hammer.

Anders als im Kunsthandel, der sich meist auf bestimmte Strömungen, Themen oder gar einzelne Künstler spezialisiert, bleibt den Auktionshäusern nur selten Zeit, sich intensiv mit den Besonderheiten des jeweiligen Kunstwerkes zu befassen. Zwischen Einlieferung und Druck des Auktionskataloges vergehen oft nur wenige Wochen, in denen hunderte Objekte gleichzeitig begutachtet und katalogisiert werden müssen. Aufgrund ihrer Spezialisierung und des umfangreichen Fachwissens, sind Händler den Auktionshäusern häufig beim Kauf und Verkauf überlegen. Dennoch, gerade wenn man wenig über ein Kunstwerk weiß, ist man mitunter gut beraten, sich im ersten Schritt an ein Auktionshaus zu wenden, das einem nähere Details über das Objekt mitteilen kann.

Größte Kunstauktion der Welt

Die mit Abstand größte Kunstauktion aller Zeiten war die Versteigerung der Kunstsammlung von Peggy und David Rockefeller, die 2018 in New York stattfand. Zwischen 1. und 11. Mai kamen bei Christie’s über 1.500 Kunstwerke unter den Hammer. Ein Großteil des Verkaufs fand dabei online statt, die Highlights wurden, wie üblich, in den Abendauktionen angeboten.

Bereits sechs Monate im Vorfeld begann Christie’s die Auktion weltweit zu bewerben. Dass die Maßnahmen Erfolg hatten, zeigt sich am Verkaufsergebnis von über $832,57 Millionen. Wie das Auktionshaus meldete, wurden sämtliche der mehr als 1.500 Werke verkauft. Dieser Umstand ist nicht ganz überraschend, da die Sammlung mit einer Garantie versehen war, so dass die Objekte schon vor Beginn der Auktion sicher einen Käufer fanden.

Zu den teuersten Einzelwerken zählte das Gemälde Junges Mädchen mit Blumenkorb von Pablo Picasso für $115 Mio., Claude Monets Nymphéas en fleur für $87,4 Mio. sowie Odaliske mit Magnolien von Henri Matisse, das für $80,8 Mio. den Besitzer wechselte.

Claude Monet, Nymphéas en fleur (c. 1914 /17), www.christies.com via Wikimedia Commons (Public Domain)

Großteil der Bieter und Verkäufer sind Händler

Noch bis in die 1970er Jahre agierten die Auktionshäuser als Großhändler und richtete sich ihr Angebot primär an Kunsthändler und Galeristen, die auf Auktionen günstig Ware für ihre Ausstellungen zukauften. Zwar haben sich die Auktionshäuser seither auch für private Sammler geöffnet, ein Großteil der Käufe und Verkäufe findet jedoch noch immer unter Beteiligungen von Kunsthändlern statt. Aufgrund ihrer Spezialisierung kennen die Händler ihre Marktnische und die jeweiligen Sammler sehr gut. Sie nutzen Auktionen um sich entweder von Arbeiten zu trennen, die nicht zum Profil der Galerie passen, oder gezielt unterbewertete Objekte anzukaufen, die sie später mit Gewinn wieder veräußern.

Wertverlust bei Nichtverkauf

Kunstauktionen leben vom Mythos ihres Erfolges. In der Kommunikation und zur Akquise neuer Werke spielen daher die Verkaufsrekorde eine entscheidende Rolle – ein Weltrekord hier, ein Top-Ergebnis da. Tatsächlich jedoch müssen gleich mehrere Faktoren zusammenspielen, damit ein Werk erfolgreich verkauft wird – angefangen beim richtigen Schätzpreis über den Ort und den Zeitpunkt der Versteigerung, bis hin zur richtigen Vermarktung und Ansprache potenzieller Bieter. So müssen erst einmal zwei Interessenten aufeinander treffen, die das nötige Budget haben und deren Partnerinnen oder Partner mit dem Kauf einverstanden sind, damit ein Bietergefecht entstehen kann.

Wie die Statistik zeigt, fällt im Schnitt etwa ein Drittel der Lose bei Versteigerungen durch und findet keinen Käufer. Aufgrund der zuvor erwähnten Transparenz verliert das Kunstwerk mit der Auktion zunächst seine Marktfrische, ist also einfach in den einschlägigen Datenbanken auffindbar. Sollte sich kein Abnehmer finden, verliert es damit auch deutlich an Wert. Lag der Schätzpreis beispielsweise bei €100.000 und wurde das Werk nicht verkauft, kann es anschließend oft nur mehr mit einem deutlichem Abschlag, von bis zu 50%, angeboten werden. Bei der Auktion durchgefallene Kunstwerke werden daher auch als „verbrannt“ bezeichnet.

Einer der teuersten Auktionsmisserfolge war jüngsten Vergangenheit war „Study of Red Pope 1962. 2nd Version 1971“ von Francis Bacon. Geschätzt auf mindestens 60 Millionen britische Pfund, kam das Gemälde 2017 in London zur Versteigerung. Trotz umfangreicher  Marketingmaßnahmen erhielt das Kunstwerk jedoch keinen Zuschlag und wurde nicht verkauft.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Auktionen für Schnäppchenjäger

Rekordpreise auf der einen, die Chance ein Schnäppchen zu ergattern auf der anderen Seite. Je nach Zielgruppe unterscheidet sich die Kommunikation der Auktionshäuser zum Teil deutlich. In den Pressemeldungen der großen und kleinen Anbieter finden sich in der Regel die Rekordergebnisse der letzten Auktion. Selten hingegen wird über Werke geschrieben, die besonders günstig verkauft wurden. Wie der Art Basel Art Market Report zeigt, werden 67% aller Lose in Kunstauktionen unterhalb von $5.000 zugeschlagen, ganze 92% der Lose unterhalb von $50.000. Rekordsummen von über $5 Million sind die Ausnahme. Nur etwa 1 von 700 Losen, die weltweit versteigert werden, erzielt einen Hammerpreis von über $5 Millionen.

Foto: Fabian Blank auf Unsplash

Eine Möglichkeit bei der Versteigerung ein Schnäppchen zu ergattern, sind Auktionen für einen wohltätigen Zweck. Kenner des Kunstmarktes wissen, dass bei Charity-Auktionen immer wieder Meisterwerke unter den Hammer kommen, die jedoch mit einem niedrigen Verkaufslimit versehen sind. Weitere Vorteile der Charity-Auktion sind, dass häufig die Auktionsgebühren geringer sind und der Auktionserlös einem wohltätigen Zweck zukommt. Der Käufer profitiert also in mehrfacher Hinsicht.

Eine weitere Möglichkeit günstige Kunstwerke zu ergattern ist der Nachverkauf. Wie die Statistik zeigt, bleibt etwa ein Drittel der Kunstwerke in Auktionen unverkauft. Findet sich im Rahmen der Versteigerung kein Bieter, so gelangt das Werk anschließend in den Nachverkauf und kann da meist günstiger erworben werden. Bei einigen Auktionshäusern besteht die Möglichkeit, auch Gebote unterhalb des ursprünglichen Limits abzugeben und so den Kaufpreis weiter zu reduzieren. Doch aufgepasst, mitunter sind die Verkaufsgebühren beim Nachverkauf höher, wodurch das vermeintliche Schnäppchen plötzlich teurer ist, als Arbeiten vergleichbarer Qualität im Handel oder bei der Galerie.

Quellen:
Hausmann, A. (2014): Handbuch Kunstmarkt. Akteure, Management und Vermittlung. transcript Verlag, Bielefeld.
Herstatt, C. (2002): Fit für den Kunstmarkt. Hatje Cantz Verlag, Ostfildern-Ruit.
Art Basel Art Market Report 2020
Artprice.com
Eigene Recherchen

https://www.christies.com/features/Rockefeller-sales-final-report-9206-3.aspx
https://news.artnet.com/market/marathon-rockefeller-auction-at-christies-reels-in-record-833-million-1284995
https://www.zeit.de/2019/02/salvator-mundi-leonardo-da-vinci-gemaelde-verkauf
https://en.thevalue.com/articles/christies-london-post-war-and-contemporary-art-evening-auction-2017-fall-francis-bacon-results

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert